Um Europa flott und wettbewerbsfähig zu machen, braucht es Maßnahmen, die mit Unterstützung der IT den Industriestandort Europa wieder richtig attraktiv machen. Technologische Innovationen allein reichen dafür aber nicht aus. Europa braucht Talente, die nicht nur gute Ideen haben, sondern diese - insbesondere im Mittelstand - auch umsetzen können.
Fachübergreifende Expertise
Einer der Stolpersteine ist ausgerechnet unser Bildungssystem, das selbst vor größten Herausforderungen steht. Das Bildungssystem adressiert noch weitestgehend klassische Berufsbilder, was in einschlägigen Studienrichtungen und Abschlüssen zum Ausdruck kommt. Ein angehender Ingenieur hat einen ganz anderen Stundenplan als ein Student der Informatik. In den Grundlagen der Mathematik mag sich in den letzten Jahren beispielsweise wenig geändert haben. In der Industrie ist das Gegenteil der Fall. Aufgabenstellungen werden immer komplexer, Lösungen immer anspruchsvoller und sind nur fachübergreifend zu bewältigen. Vieles, was vor kurzem noch Vision war, wird nun im Internet der Dinge zur Wirklichkeit. Doch diese Wirklichkeit erfordert fächerübergreifende Expertise und interdisziplinäre Zusammenarbeit.
Die wachsende Digitalisierung ist eine große Chance, die Europa seit langer Zeit hatte, um sich wieder Wettbewerbsvorteile zu sichern. Industrie 4.0 ermöglicht Produktivitätssteigerungen, Innovationen über Branchengrenzen hinweg und Wachstum. Europa kann beim reinen Stundenlohn in der Fertigung nicht mit China konkurrieren. Aber wir können einer europäischen Arbeitsstunde wortwörtlich mehr Wert geben, wenn wir Technologie mit in die Gleichung aufnehmen. Unsere Aufgabe in Europa ist es, junge Absolventen der MINT-Fächer mit dem dafür erforderlichen Know-how auszustatten und für die Zukunft zu motivieren.
Punktgenaue Ausbildung
Industrie 4.0 Projekte brauchen neben Spezialisten auch Experten, die integriert denken können, Innovation treiben, Schnittstellen bedienen und Projekte umsetzen können. Dafür ist zusätzliche Ausbildung nötig. Idealerweise aber nicht im Ausmaß eines weiteren Hochschulstudiums, sondern viel kleinteiliger und punktgenauer. Und hier beginnt das Dilemma: Hochschulen können sich einer solchen Kleinteiligkeit nicht unterwerfen, da auch hier der internationale Wettbewerb erheblich ist und internationale Akkreditierungen sowie Rankings einer solchen Ausbildungsstrategie zunächst entgegenstünden. Eine erstklassige Erstausbildung ist nach wie vor von enormer Bedeutung für die EU als Standort.
Und Unternehmen? Wir haben den Eindruck gewonnen, dass nach Bologna die Übersichtlichkeit und das Verständnis für Ausbildungen verloren gegangen sind. Insbesondere der Mittelstand hat kaum Ressourcen, um die Informationsfülle über Ausbildungen entsprechend zu interpretieren und für Wachstum und Innovation zu nutzen.
Initiative gegen Jugendarbeitslosigkeit
Bleiben noch die Absolventen. Diese kommen immer jünger auf den Arbeitsmarkt, haben eine klassische Ausbildung erfahren und bringen meist wenig Praxis und Erfahrung mit. Ob diese die richtigen Stellenausschreibungen finden und sich eingeladen fühlen, mitzumachen bei Europa 4.0? Eher nicht - denn das Informationsdelta dieser drei wesentlichen Gruppen ist erheblich.
Vor diesem Hintergrund wurde vor gut einem Jahr der "Academy Cube" von der Softwarefirma SAP und EU-Kommissarin Neelie Kroes ins Leben gerufen. Der Academy Cube ist die Plattform deutscher IT-Firmen gegen Jugendarbeitslosigkeit in Europa. Die Initiative ist (E)-Learning-Plattform und Stellenbörse zugleich. Interessierte Firmen können sich und ihre Projekte präsentieren und die dafür notwendigen Skills und Fähigkeiten beschreiben.
- Die Suche nach geeigneten Mitarbeitern
Unternehmen müssen heutzutage um die Gunst der Top-Bewerber buhlen und sich bei ihnen als Top-Arbeitgeber profilieren. Deshalb einige Tipps von Alexander Walz (Personalberatung Conciliat in Stuttgart), worauf Betriebe beim Gestalten des Einstellungsprozesses achten sollten. - Tipp 1: auf Augenhöhe kommunizieren
Jeder Stellenwechsel birgt Risiken. Also sollten Betriebe alles vermeiden, was bei Bewerbern das Gefühl erzeugt, ein Bittsteller zu sein. Das beginnt bei der Frage: Schreibt das Unternehmen den Vorstellungstermin vor oder sucht es mit dem Kandidaten einen passenden Termin? - Tipp 2: den Einstellungsprozess definieren
Top-Bewerber haben meist mehrere Eisen im Feuer. Also muss das Unternehmen die Mitbewerber ausstechen. Hierfür muss der Einstellungsprozess so professionell gestaltet sein, dass beim Bewerber das Gefühl entsteht: Diesem Betrieb kann ich vertrauen. - Tipp 3: Wertschätzung signalisieren
Wenn ein Kandidat ein Unternehmen besucht, ist er dessen Gast. Also behandeln Sie ihn so. Zum Beispiel, indem Sie dafür sorgen, dass in dem Vorstellungsgespräch auch mal der "Big Boss" vorbeischaut – selbst wenn dies inhaltlich nicht nötig wäre. Und sagen Sie ab und zu ein paar lobende Worte. - Tipp 4: über das Verfahren informieren
Fragt man Stellensucher nach dem Stand ihrer Bewerbungen, antworten sie oft: Keine Ahnung. Das macht auf Bewerber keinen guten Eindruck. Auch nach Bewerbungsgesprächen sollte man mit offenen Karten spielen. - Tipp 5: Versprechen einhalten
Oft sichert die Fachabteilung einem Bewerber zu, dass er in drei Tagen den Arbeitsvertrag erhält. Sie weiß aber nicht, dass der Zuständige in der Personalabteilung gerade auf einer mehrtägigen Schulung ist. Solche "Kleinigkeiten" führen oft dazu, dass sich Bewerber umentscheiden. - Tipp 6: Kosten erstatten
Viele Unternehmen erstatten Bewerbern ihre Kosten für Vorstellungsgespräche nicht – obwohl sie in der Regel hierzu sogar gesetzlich verpflichtet wären. Das macht einen schlechten Eindruck. Denn dann fragen sich die Bewerber: Wie knausrig ist das Unternehmen ansonsten? - Tipp 7: die Beziehung pflegen
Bei Top-Positionen dauert der Auswahl- und Einstellungsprozess oft mehrere Monate. Da schadet es nichts, zwischenzeitlich mal zum Telefonhörer zu greifen und mit den heißen Kandidaten einen Plausch zu führen. Das vermittelt ihnen das Gefühl: Ich werde als Person wahrgenommen und bin ein heißer Kandidat.
Das Informationsdelta wird durch entsprechende Algorithmen überbrückt, indem interessierte Kandidaten die fehlenden Skills gleich online erwerben können: Zu jedem Job-Angebot gibt es die passenden - durchaus kleinteiligen und den Produkten und Unternehmen nahe - Kurse. Diese sind fast immer kostenlos und statten potenzielle Bewerber punktgenau mit dem Wissen aus, das für den Job auch tatsächlich in der Praxis gebraucht wird.
SAP gibt Academy Cube an PDAgroup ab
Im April 2014 hat SAP den Academy Cube an die PDAgroup als neutralen Betreiber übergeben. Das international agierende Beratungsunternehmen unterstützt Großunternehmen und seine Partner darin, Leistung durch die richtigen Talente und Fähigkeiten zu steigern. Der Academy Cube bringt Lern- und Ausbildungsinhalte, Karrieremöglichkeiten, Talente und Unternehmen zusammen. Derzeit initiiert die PDAgroup Communities in ganz Europa, um den gesamten europäischen Talent-Pool anzusprechen.
Auf dem Academy Cube haben sich nach rund einem Jahr gut 9000 Akademiker registriert. An der Initiative beteiligten sich Unternehmen wie Microsoft, Accenture und der Autozulieferer Bosch. Heute werden über 750 aktuelle Stellen angeboten. Über 660 Nutzer besuchen die angebotenen Online-Kurse, insgesamt wurden knapp 2000 Kurse gebucht. In den kommenden Jahren rechnen die Betreiber mit bis zu 100.000 Nutzern.