CW-Roundtable: Wie Bachelor- und Master-Studiengänge die Informatik verändern

Abstriche an der Qualifikation

27.08.2004

LENTZER: Die Master-Absolventen sind mit den Diplomingenieuren vergleichbar, da machen wir keine Unterschiede im Gehaltssystem. Bei den Bachelor-Studiengängen gilt: Ein dreijähriges Studium mag ausreichen, wenn man Informatiker sucht, die nur Codes implementieren. Wenn man Ingenieure sucht, die Hard- und Software können, dann geht das nicht in sechs Semestern. In sechs plus eins Semestern Theorie und Praxis geht es schon eher.

CW: Die neuen Abschlüsse heben die Abgrenzung zwischen Fachhochschule und Universität auf. Einen Titel "Bachelor (FH)" wird es nicht geben. Wird die Fachhochschule aufgewertet?

LEITNER: Der Gesetzgeber will, dass die Differenzierung zwischen Fachhochschulen und Universitäten im Bachelor-Bereich nicht mehr stattfinden soll, was ich als sinnvoll erachte. Ein erfolgreicher Bachelor-Studiengang kann keine Spezialfähigkeiten vermitteln. Andererseits kommt der Master dem Universitätsdiplom sehr nahe; auch liegen die eingeführten Master-Studiengänge an Fachhochschulen über dem Niveau des bisherigen FH-Diploms. Unser Ziel ist es, nicht mehr als ein Drittel bis ein Viertel der Studentinnen und Studenten in ein Master-Programm zu führen, um dort ein Niveau zu etablieren, das mit dem der Universitäten vergleichbar ist. Bereits für den Bachelor wählen wir die Studenten durch ein Eignungsfeststellungsverfahren aus, und für den Master wird das Ausleseprinzip noch intensiver sein.

NOSSEK: Die Bachelor- und Master-Abschlüsse werden trotz der Vereinheitlichung so gleich oder so ungleich sein wie das Diplom. Es wird Hochschulen mit gutem und solche mit schlechtem Ruf geben, so dass die Unternehmen bald aus Erfahrung wissen werden, aus welcher Hochschule die gut qualifizierten Absolventen kommen.

Alexandra Mesmer amesmer@computerwoche.de,

Ingrid Weidner iweidner@computerwoche.de