Scrum

Abschied von der Hierarchie

12.05.2012
Von 
Lothar Lochmaier arbeitet als Freier Fach- und Wirtschaftsjournalist in Berlin. Er hat sich neben Energiethemen vor allem auf den Bereich Informationstechnologie im Bankensektor spezialisiert.

Was für eine Scrum-Einführung spricht

Ein verteiltes Team kann in bestimmten Szenarien gleichwertige oder sogar bessere Resultate im Vergleich zu einer klassischen Projektgruppe erwirtschaften.
Ein verteiltes Team kann in bestimmten Szenarien gleichwertige oder sogar bessere Resultate im Vergleich zu einer klassischen Projektgruppe erwirtschaften.
Foto: imageteam - Fotolia.com

Wissenschaftlich belastbare Studien zu einzelnen Projekt-Management-Methoden sind aufgrund der wenig realistischen Vergleichbarkeit nicht möglich. Dennoch lohnt sich ein Vergleich. Die Auswertungen vom Scrum-Erfinder Jeff Sutherland haben aufgezeigt, dass bei einer klassischen Function Point-Analyse ein Scrum-Team das Mehrfache an Produktivität bei gleichem Geschäftswert und geringerer Fehlerrate sowie einer deutlich kleineren Anzahl an Code-Zeilen erzielte. Damit belegte der Experte, dass ein verteiltes Team in bestimmten Szenarien gleichwertige oder sogar bessere Resultate gegenüber einer klassischen Projektgruppe erwirtschaften kann.

Weitere Argumente

  • höhere Geschwindigkeit und Produktivität des Teams mit zunehmender Adaption des Scrum-Rahmenwerks;

  • höhere Motivation der Mitarbeiter - weil diese einerseits mehr entscheiden, andererseits aber auch regelmäßig Rechenschaft über das Geleistete ablegen. Dadurch hat jeder Einzelne mehr direkte Verantwortung und kann sich nicht hinter einem Teamleiter verstecken.

  • höhere Transparenz. Fehler fallen aufgrund der häufigen Reportings früher auf. Eine entsprechend positive Fehlerkultur ist eine fixe Größe bei Scrum. Das Vorgehen zielt deshalb nicht darauf ab, Fehler zu vermeiden, sondern sie "so billig wie möglich zu machen”.

  • Beteiligte und Kunden erhalten eine direkte Steuerungshoheit über die Projekte. Sie können das Projekt fachlich aktiv steuern, ohne sich technisch in der Tiefe mit jedem Projektdetail auseinanderzusetzen. Der enge Kontakt zum Team, die kurzen Feedback-Zyklen und die klare Priorisierung der Anforderungen machen den Fortschritt für alle Beteiligten nachvollziehbar.

  • kein Orakel in der Projektkalkulation: Auftraggeber und Auftragnehmer verfügen gerade zu Beginn des Projekts über keine gläserne Kristallkugel, um alle Anforderungen, Aufwände und sonstigen Eventualitäten vorauszusehen. Via Scrum lässt sich auf Basis der vorliegenden Informationen "rollierend" planen, verfeinern und anpassen.

  • mehr Investitionsschutz für die Investoren. Die Wertbildung in Scrum geschieht nicht erst am Ende der gesamten Projektphase. Dadurch lassen sich Investitionen gezielter steuern und so eine niedrigere Kapitalbindung herstellen.

Quelle: Alexander Kriegisch, Scrum Master