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Abrechnungsbetrug: AT&T legt Beweise gegen MCI vor

07.08.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Um MCI (ehemals Worldcom) den angeblichen Abrechnungsbetrug bei innerstaatlichen Telefongesprächen (Computerwoche online berichtete) nachzuweisen, hat der TK-Riese AT&T dem zuständigen US-Konkursgericht nun Beweise vorgelegt. Wie das Unternehmen am Mittwoch bekanntgab, kann es mit Aufzeichnungen belegen, dass der zahlungsunfähige Carrier noch bis Ende Juli diesen Jahres Gespräche von Regierungsbehörden, einschließlich des Verteidigungsministeriums, der US-Army sowie der US-Navy, über Kanada geleitet hatte. Ziel sei es gewesen, AT&T als regionalen TK-Anbieter keine Zugangsgebühren zu zahlen. Kurz nachdem MCI eine gerichtliche Vorladung vom US-Justizministerium

erhalten hatte, sei das umstrittene Routing der Verbindungen dann abrupt gestoppt worden, so AT&T.

MCI hält dem entgegen, es habe bereits zuvor beschlossen, keinen weiteren Traffic über das Netz des Kooperationspartner Onvoy (Computerwoche online berichtete) zu leiten. Grund seien jedoch nicht die Anschuldigungen gewesen, so ein Unternehmenssprecher gegenüber dem "Wall Street Journal". Vielmehr seien die Dienste von Onvoy zu teuer gewesen. In einer Erklärung auf der Unternehmens-Website fügte MCI hinzu, dass AT&T selbst beschuldigt werde, es habe innerstaatliche Telefongespräche über Alaska und Mexiko geleitet, um keine Durchleitungsgebühren zahlen zu müssen (Computerwoche online berichtete). In diesem Zusammenhang habe AT&T selbst eingeräumt, dass Least-Cost-Routing, , also des Leitens von Telefongesprächen über den günstigsten Anbieter, weltweit üblich sei und von der Regulierungsbehörde FCC geduldet werde.

AT&T erklärte dagegen, es handle sich bei MCIs Aktivitäten nicht um das branchenübliche Least-Cost-Routing, sondern um Betrug. Der Unterschied sei in etwa der zwischen dem Einkaufen von Schnäppchen und dem Einkaufen mit einer fremden Kreditkarte.

Unterdessen hat auch das zuständige Konkursgericht dem Vergleich zwischen MCI und der US-Börsenaufsicht SEC zugestimmt (Computerwoche online berichtete). In dessen Rahmen erklärte sich der Carrier bereit, die durch Bilanzmanipulationen im Volumen von bis zu elf Milliarden Dollar geschädigten Aktionären insgesamt 750 Millionen Dollar Schadensersatz zu zahlen. Die Zustimmung des Gerichts stellt eine wichtige Voraussetzung für MCI dar, den Insolvenzstatus abschließen zu können. (mb)