Abo-Verwaltung im Service: Pool-Verarbeitung reduziert die Kosten

19.05.1978

Abonnentenverwaltung ist ein Schlagwort, hinter dem sich mehr verbirgt, als die administrative Bearbeitung von Bezieheradressen von periodisch erscheinenden Publikationen. Im weitesten Sinn gehört hierzu auch das Betreuen der Kunden eines Verlages. Das bedeutet Eingehen auf individuelle Anfragen genauso, wie Werbung und Verkauf neuer Abos und anderer Produkte. In vielen Bereichen kann die EDV diese Arbeiten unterstützen - ersetzen kann sie den qualifizierte Sachbearbeiter nicht.

Aber die EDV kann ihm mehr Zeit für die eigentliche Betreuung einer Kunden und dem echten Abo-Management geben. Es ist Aufgabe eines Verlages, Zeitschriften und Zeitungen zu machen, nicht aber administrative EDV-Arbeiten zu erledigen. Von Großverlagen mit teurem EDV-Personal und mit eigenen Computern abgesehen, ist dies das Betätigungsfeld der Service-Rechenzentren mit entsprechender Branchenerfahrung.

Hochaktuell ist das Thema durch den endgültigen Beschluß der Deutschen Bundespost, die sogenannten "Besonderen Dienste" Ende dieses Jahres einzustellen. Verpackung, Beanschriftung und Inkasso müssen in Zukunft von den Verlagen selbst übernommen werden. Die letzten beiden Arbeiten sind klassische Massenarbeiten, die durch die EDV spielend bewältigt werden können und die in der Folge auch die Buchhaltung, Statistiken und Werbung nach sich ziehen.

Halbe Million für Software-Entwicklung

Spielend einfach ist das, wenn - ja, wenn die entsprechenden Programmsysteme vorhanden sind. Wer heute gute Programme selbst entwickeln oder kaufen will, wird meist viel Geld dafür ausgeben müssen.

Dieses Geld haben einige Service-Rechenzentren schon längst ausgegeben. Sie aber können diese Entwicklungskosten und die nicht unerheblichen Aufwendungen für ständige Betreuung, Verbesserung und Erweiterung auf eine Vielzahl von Benutzern umlegen. Wie hoch diese Kosten wirklich werden können, möge ein Beispiel zeigen: Die überregional tätige AC-Service GmbH. hat für die Programm-Entwicklung und Betreuung ihres Abonnenten-Systems mit allen Teilbereichen bis heute weit über eine halbe Million Mark aufgewandt.

Derartige Systeme sind natürlich äußerst komfortabel. Der Benutzer kann nicht nur routinemäßige Auswertungen wie Cheshire für Selbstbeanschriftung, Aufkleber, Rechnungen, Mahnungen, Verzeichnisse als Listen oder auf Mikrofilm, etc. abrufen, sondern er kann seine wertvollen Adressen auch gezielt selektieren und für Werbung und Verkauf einsetzen. Es gibt nichts in der Abo-Verwaltung, was ein solches Programm nicht bieten kann. Und sollte es doch einmal vorkommen, können es die Fachleute des Service-Rechenzentrums in kurzer Zeit als Ergänzung entwickeln.

Treuhänder der Kunden

Emotionale Hemmungen bestehen vielfach noch dagegen, die eigenen wertvollen Abonnenten-Anschriften außer Haus zu geben. Aber niemand findet heute etwas dabei, seiner Bank eine Kundenliste für den Lastschrifteinzug zu geben oder eine Buchhaltung außer Haus bearbeiten zu lassen. Gegen kriminellen Mißbrauch von Daten ist heute niemand hundertprozentig geschützt, egal ob er seine Abo-Daten selbst oder außer Haus speichert. Und zweifellos kann und muß ein Service-Rechenzentrum für den Datenschutz mehr tun, als ein Verlag. Die Rechenzentren verstehen sich, wie die Steuerberater, als Treuhänder ihrer Kunden. Ein einziger bekanntgewordener Fall einer Verletzung der treuhänderischen- Pflichten - jenes Service-Rechenzentrum würde sich kaum mehr am Markt halten können.

Auch bei den monatlichen Rosten für die Verwaltung eines Abonnements hat das Service-Rechenzentrum im allgemeinen einen entscheidenden Vorteil gegenüber der hauseigenen EDV.

Eine Pool-Verarbeitung mit Hunderttausend Adressen oder mehr muß ja pro Adresse billiger sein als diejenige mit einem Bestand von einigen Tausend Abos. Selbst dann, wenn das Service-Unternehmen keinen Preisvorteil mehr bieten kann, wird es aufgrund der vielfältigen Auswertungsmöglichkeiten und seiner Flexibilität wirtschaftlicher sein können. Die jeweiligen Kosten werden natürlich entscheidend beeinflußt von der Größe des Abonnentenbestandes, der Anzahl von Objekten und deren Erscheinungsweisen und dem sonstigen geforderten Komfort. Wie immer auch ein Verlag, ein Verband oder Verein mit periodisch erscheinenden Publikationen entscheiden mag, viel Zeit bleibt ihm nicht mehr.

In der Bundesrepublik kann man mit ungefähr 50 Millionen Abonnements rechnen (Ergebnis der Post-Kommission). Fast ein Drittel aller Objekte im Postzeitungsdienst werden von der Post heute noch beanschriftet. Sehr viele dieser Adressen müssen bald EDV-gerecht erfaßt und übernommen werden, denn eines ist sicher, Ende 1978 macht die Post Schluß

Fünf Minuten vor zwölf

mit ihrem entsprechenden Service. Endgültig und unwiderruflich. Wer aber erst im Herbst an eine Umstellung denkt, wird es schwer haben, ein Service-Büro mit Branchenerfahrung zu finden, das ihm seine Abo-Adressen noch rechtzeitig bearbeiten kann. Für die Installation einer eigenen EDV-Anlage ist es dann ohnehin schon zu spät.