Führung, Skills, Business

8 Aufgaben des CIO ändern sich

12.02.2018
Von 


Marc Wilczek ist Autor zahlreicher Beiträge rund um die Themen digitale Transformation, Cloud Computing, Big Data und Security. Aktuell ist er Geschäftsführer beim IT-Sicherheitsanbieter Link11. Neben Managementstationen im Deutsche Telekom Konzern und bei CompuGroup Medical, leitete er zuvor unter anderem als Managing Director das Asiengeschäft beim IT-Sicherheitsexperten Sophos.
Durch neue digitale Strategien entwickelt sich die IT von einer Support-Funktion zunehmend zum Berater, Enabler, Broker und Orchestrierer von Unternehmensdiensten.
  • Kosten reduzieren bleibt ein Dauerthema, aber Geschäftsmodelle entwickeln und neue Umsatzquelle aufspüren werden wichtiger.
  • Softskills wie Inspirieren, Führen, Kommunizieren und Netzwerke aufbauen gewinnen stark an Bedeutung.
  • Nur sechs Prozent der CIO-Stellen besetzen Frauen.
  • CIOs erhalten mehr Kompetenzen und verantworten technologiebezogene Positionen wie CDO, CTO und CISO.
Die Rolle des CIO wird immer wieder erweitert und in Teilen neu definiert.
Die Rolle des CIO wird immer wieder erweitert und in Teilen neu definiert.
Foto: Syda Productions - shutterstock.com

Die Nutzung neu aufstrebender Technologien wirkt sich stark auf das Konsumverhalten aus, verwischt die Demarkationslinien von ganzen Industriezweigen, schafft neue Nischen und ermöglicht neuen Marktteilnehmern einen disruptiven Eintritt. In einer Reihe von Sektoren verringern digitale Technologien die Eintrittsbarrieren in neue Märkte.

Was früher mal klar definierte lokale oder regionale Märkte waren, die von einer kleinen Anzahl von Akteuren beherrscht wurden, wird plötzlich zu einer globalen Arena, die einem harten Wettbewerb ausgesetzt ist. Frühere Oligopole formieren sich in Windeseile zu Polypole, was etablierten Anbietern mehr als nur schlaflose Nächte bereitet.

Organisationen müssen künftig ständig anpassen

In einer schnelllebigen Welt, die von der Verbreitung von Cloud Computing, Breitband- und Mobiltechnologien sowie der Nutzung und Monetisierung von Daten getragen wird, müssen sich Organisationen ständig anpassen, um nicht plötzlich rechts überholt zu werden.

Unternehmenslenker sind sich dieser radikalen Veränderungen bewusst, wie die zwanzigste CEO-Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PriceWaterhouseCoopers (PwC) zeigt, die den rasanten technologischen Fortschritt und das sich verändernde Nutzerverhalten als die beiden größten Sorgen der Chefetage identifiziert.

IT auf der Vorstandsagenda

"Der Vorstand spielt eine Schlüsselrolle bei der digitalen Transformation eines jedweden Unternehmens. Der Fokus auf digitale Kompetenzen für Vorstandsmitglieder ist jedoch ein neues Phänomen", sagt Mike Quindazzi (@MikeQuindazzi), Managing Director bei PwC. "Während noch vor wenigen Jahren vielen Top-Managern Technologie-Knowhow fehlte, stuften hingegen im vergangenen Jahr 42 Prozent der Vorstandsmitglieder die IT-Strategie als eine sehr wichtige Eigenschaft des Gremiums ein."

Um digitale und aufstrebende Technologien als Wettbewerbsvorteil nutzen zu können, muss das Top-Management auch die eigenen Fähigkeiten hinterfragen. Inwiefern ist man gewappnet mit Technologieunternehmen umzugehen, die neue Geschäftsmodelle schaffen und plötzlich zu Konkurrenten mutieren?

Vorstände mit Weitblick verharren nicht im Jetzt und Hier. Sie verstehen, dass die Digitalisierung ihrer Unternehmung eine harte Bedingung und keine bloße Option ist. Sie drängen auf Veränderung und bauen neue Fähigkeiten und Fertigkeiten im Unternehmen auf, um das langfristige Wachstum sicherzustellen.

"Führende Top-Manager forcieren Aktivitäten außerhalb der Vorstandssitzungen, um sich über neue Technologien auf dem Laufenden zu halten und die Weiterbildung fortzusetzen", so Quindazzi. Sie stellen sicher, dass die Digitalisierung fester Bestandteil der Gesamtstrategie ist. Dies gilt nicht nur für die Transformation und Wettbewerbsfähigkeit, sondern auch im Hinblick auf potenzielle Fusionen oder Übernahmen. Durch eigenes Engagement und ein besseres Verständnis dafür, was wirklich für die digitale Transformation benötigt wird, können Top-Manager sicherstellen, dass die nachgelagerten Führungsebenen ihre Pläne implementieren und das Unternehmen in eine erfolgreiche digitale Zukunft steuern.

Die Weiterentwicklung der CIO-Rolle

Wie in der PwC-Studie Changing role of the CIO dargelegt, wird die Rolle des CIO zunehmend erweitert und in Teilen neu definiert, um Veränderungen in der Geschäftslandschaft und den wachsenden Anforderungen Rechnung zu tragen. Hier sind acht Beispiele:

1. Von Unterstützungsfunktion zur Kernfunktion

Mit zunehmender Abhängigkeit von Technologien rückt die CIO-Funktion stärker ins Rampenlicht und ist mehr denn je in die Gesamtführung des Unternehmens eingebunden. IT wird zur Kernfunktion. Berichtswege gehen deshalb häufiger ohne Umwege direkt an den CEO. War bislang der operative IT-Betrieb maßgeblich, kommt es immer mehr darauf an, den Vorstand bei der strategischen Nutzung von IT zu unterstützen.

2. Wertschöpfung und Wachstum

Statt primär Kosteneinsparungen zu realisieren, wächst der Fokus stärker auf die Erschließung digitaler Geschäftsmodelle und Umsatzwachstum. Extern-orientierte Aktivitäten die Mehrwert stiften stehen im Vordergrund, so beispielsweise durch den Ausbau strategischer Sourcing-Partnerschaften rund um das Thema Cloud Computing.

3. Agilität

Um mit der zunehmenden Geschwindigkeit Schritt zu halten und die steigenden Kundenanforderungen zu erfüllen, müssen CIOs stärker auf agile Methoden wie DevOps, Continuous Integration/Continuous Delivery (CI/CD) und vereinfachte Steuerungsmodelle setzen.

4. Schirmherrschaft

Mit zunehmender Bedeutung und Relevanz für das Unternehmen werden weitere technologiebezogene Funktionen unter die Verantwortung des CIO gestellt, darunter der Chief Digital Officer, der Chief Technology Officer, der Chief Information Security Officer und der Chief Data Officer.

5. Datenfokussierung

Das Erstellen und Auswerten von Daten kann ein echter Wendepunkt sein, wenn es darum geht, die Konkurrenz zu überholen. Clevere CIOs formulieren Visionen und suchen nach Gelegenheiten, um Rohdaten in unternehmensrelevante Informationen zu verwandeln.

6. Treiber des Wandels

Anstatt auf sich ändernde Anforderungen zu reagieren, wird von den CIOs erwartet, dass sie proaktiv Möglichkeiten für Wachstum, Effizienz und Differenzierung erkennen, indem sie gezielt ihr Wissen über verfügbare und aufkommende Technologien nutzen und aufzeigen, wie die Unternehmung diese gewinnbringend einsetzen kann.

7. Verfechter von Offenheit und Vielfalt

Die Ergebnisse von PwC legen nahe, dass insgesamt nur sechs Prozent der CIO-Stellen von Frauen besetzt sind. Lediglich die Fortune-500-Unternehmen schneiden mit 15 Prozent in der Hinsicht etwas besser ab. Um im digitalen Zeitalter zu florieren, bedarf es einem Umdenken sowie mehr Offenheit und Vielfalt. Der CIO sollte mit gutem Beispiel vorangehen.

8. Führungskompetenz

Mehr denn je gewinnt das Beherrschen von Softskills - einschließlich der Fähigkeit, zu inspirieren, zu führen, zu kommunizieren und effektive Beziehungen aufzubauen - an Bedeutung. Talente anzuziehen und zu binden, eine Belegschaft von Millenials zu fördern und neue Arbeitsweisen zu integrieren, sind zusätzliche Anforderungen.

Zusammenfassung

Im digitalen Zeitalter liegt der Schlüssel zum Erfolg in den Fähigkeiten, den sich ändernden Kundenanforderungen gerecht zu werden und Technologien strategisch einzusetzen, um neue Geschäftsmodelle zu unterstützen und nachhaltige Wettbewerbsvorteile zu erzielen. IT rückt sozusagen direkt ins Epizentrum, was eine Fülle von Implikationen für die CIO-Rolle zur Folge hat.

Der CIO ist ein wesentlicher Teil der Unternehmensführung und damit beauftragt, die Transformation zu ermöglichen und zu erleichtern. Dies beinhaltet die Formulierung einer Vision und die Übernahme von strategischer Führungsverantwortung, um Technologien intelligent einzusetzen, im Wettbewerb zu bestehen und Marktanteile zu gewinnen.

Zwar wird in absehbarer Zeit der Wunsch nach Kostensenkungen durch Standardisierung und Automatisierung nicht von der CIO-Agenda verschwinden, aber es ist offensichtlich, dass dies nicht unbedingt der beste Weg ist, um den größten geschäftlichen Nutzen aus der IT zu ziehen.

Kluge CIOs verstehen die Notwendigkeit, sich stärker dem Umsatzwachstum zu widmen, was zu noch größerem wirtschaftlichen Erfolg ihrer Unternehmung führen kann. Dies ist jedoch keine Entweder-Oder-Frage, sondern eine komplementäre Aufgabe, die künftig deutlich an Bedeutung gewinnen wird. Als Vorbild voranzugehen und eine intensive Zusammenarbeit zu fördern, wird für CIOs von entscheidender Bedeutung sein, um die Herausforderung zu meistern.