Accenture zu BYOD

67 Prozent der Angestellten benutzen bereits eigene Geräte im Job

06.02.2012
Eine Umfrage des Dienstleisters Accenture zeigt: 67 Prozent der befragten Angestellten in Deutschland verrichten berufliche Aufgaben mindestens gelegentlich mit eigenen Handys und Computern.

Sie sitzen dabei vor allem an eigenen PCs (56 Prozent), Laptops (53 Prozent) und Smartphones (36 Prozent) - "Der Geist ist aus der Flasche", titelt Accenture angesichts dessen.

Verglichen mit Angestellten in anderen Ländern sind deutsche Arbeitnehmer sogar zurückhaltend. Laut der Befragung, die 19 Länder abdeckt, arbeiten 72 Prozent auch von eigenen Geräten aus - 45 Prozent mit PCs, 36 Prozent mit Laptops und 28 Prozent mit Smartphones.

Nicht nur bei Geräten vermischen Angestellte Privates mit Arbeit:

  • 28 Prozent der Befragten in Deutschland haben schon beruflich ihr privates Webmail-Konto genutzt (alle Länder: 57 Prozent).

  • 19 Prozent der deutschen Befragten tauschen sich mit Kollegen und anderen beruflichen Kontakten über Instant Messaging-Dienste aus (alle Länder: 45 Prozent).

  • 18 Prozent kommunizieren mit Kollegen, Kunden und Geschäftspartnern über Soziale Netzwerke (alle Länder: 29 Prozent).

"Mit Collaboration-Tools aus dem Netz zu arbeiten, ist für viele Menschen bereits Job-Alltag. Mitarbeiter wollen im Beruf nicht auf das verzichten, was sie als private Verbraucher als praktisch und innovativ erleben. Gerade junge Mitarbeiter erleben die Ausstattung am Arbeitsplatz oft so, als führen sie privat Ferrari, in der Firma dagegen Pferdekutsche", sagt Accenture-Experte Johannes Michel.

Wie Mitarbeiter den Unterschied zwischen Arbeitsplatz- und privater Technologie erleben, zeigen die Antworten der Studie: 58 Prozent der Befragten in Deutschland sagen "Mit privaten Geräten und Software zu arbeiten macht mehr Spaß" (alle Länder: dito). 50 Prozent geben an, ihre eigenen Geräte und Programme seien moderner und technisch auf einem neueren Stand als die ihres Arbeitgebers (alle Länder: 45 Prozent).

Für Unternehmen ist die Invasion privater Technologie problematisch. Passiert sie ungesteuert, ist die Sicherheit von Daten und IT-Systemen in Gefahr. Es verursacht höheren Aufwand, eine Vielzahl von Geräten und Programmen technisch zu unterstützen. Nicht zuletzt leiden möglicherweise Arbeitsabläufe und Zusammenarbeit darunter, wenn sich zum Beispiel einige Mitarbeiter über soziale Netzwerke austauschen, andere hingegen auf die 'traditionellen' elektronischen Medien setzen.

Auf der anderen Seite: Sprechen Unternehmen rigide Verbote aus, drohen ihnen Motivationsverlust bei Mitarbeitern und Ansehensverlust auf dem Arbeitsmarkt. Genau die Hälfte der Befragten geht davon aus, dass die Mitarbeiterzufriedenheit mit mehr Freiheit bei der Ausstattungswahl steigen würde. Für nahezu jeden fünften Befragten hierzulande (19 Prozent) ist neueste Technik am Arbeitsplatz ein wichtiges Kriterium bei der Arbeitgeberwahl (alle Länder: 33 Prozent).

Nicht zuletzt ist sehr fraglich, ob Verbote einen wirksamen Schutz vor der Welle privater Technologie bieten: 18 Prozent der Befragten geben an, sich über entsprechende Vorschriften hinwegzusetzen und mit den Dingen zu arbeiten, die sie als sinnvoll für ihre Arbeit erachten.

Fazit von Accenture-Mann Michel: "Der Geist ist aus der Flasche und lässt sich weder mit Laissez-faire noch mit Gewalt wieder einfangen."

Der Experte und die Autoren der Studie empfehlen Arbeitgebern daher Adaption als Strategie statt Anarchie oder autoritären Beschränkungen. Das bedeute im Wesentlichen: mit den Anwendern im Unternehmen zusammenzuarbeiten, um zu erkennen, wo eine Öffnung und Erweiterung der Ausstattung die größten Vorteile bringt, und dabei konkrete Risiken zu identifizieren.

In der Studie beschreibt Accenture mehrere Taktiken, mit der Unternehmen diese Strategie bereits praktizieren. Sie reichen von der Möglichkeit, das Spektrum erlaubter Geräte und Anwendungen sukzessive zu erweitern bis zu dem Extrem, seitens der Unternehmensführung stets Geräte und Programme der jüngsten Generation bereitzustellen. Manche Arbeitgeber gewähren Mitarbeitern sogar Budget, mit dem sie ihre Ausstattung - im Rahmen einer Vorauswahl - selbst anschaffen können.

"Bring You Own Device (BYOD) für bestimmte Gruppen von Mitarbeitern einzuführen, kann in allen Unternehmen Vorteile bringen. Es können finanzielle, organisatorische und unternehmenskulturelle Gründe dafür sprechen - aber auch dagegen. Eine pauschale Antwort gibt es nicht. In jeder Organisation fällt die Bewertung anders aus, in welchem Umfang und für wen man private Geräte und Programme zulassen kann und sollte", sagt Johannes Michel.

In anderen Ländern, vor allem in Schwellenländern wie Brasilien, Indien, Mexiko und China, ist die Invasion der Alltags-IT am Arbeitsplatz bereits sehr viel weiter fortgeschritten: Deutlich mehr Angestellte dort nutzen private Geräte und Programme - bis zu 93 Prozent der Befragten. Gleichzeitig kümmern sich in vielen Ländern wesentlich weniger Arbeitnehmer um entsprechende Richtlinien und Vorschriften ihrer Arbeitgeber (Höchstwert: 63 Prozent).

Damit liefert die Studie eine wichtige Erkenntnis für Arbeitgeber in Deutschland, so Johannes Michel. Noch hätten sie mehr Handlungs- und Gestaltungsspielraum als Organisationen in anderen Ländern. Und sie sollten ihn nutzen, solange die Mitarbeiter sie noch lassen.