64-Bit-RISC-Prozessor mit einer Leistung von 225 Specint92 und 375 Specfp92 IBM und Motorola praesentieren den Prototypen des Power-PC 620

28.10.1994

MUENCHEN (wm) - IBM und Motorola haben vergangene Woche den leistungsstaerksten Power-PC-Prozessor 620 vorgestellt. Auf dem Papier rechnet er etwa zweimal schneller als das Modell 604. Seinen Preis konnten weder IBM noch Motorola nennen, weil die Serienproduktion erst in der zweiten Haelfte naechsten Jahres aufgenommen wird. Richtschnur werde der Preis des Pentium- Nachfolgers P6 von Intel sein, war von offizieller Seite zu hoeren.

Der Power-PC-Prozessor 620 arbeitet mit einer Wortbreite von 64 Bit, anders als die Vorgaengermodelle 601, 603 und 604, die nur 32 Bit gleichzeitig handhaben konnten. Die Software muss dennoch nicht an die geaenderte Hardware angepasst werden: Laut Tom Peterson, einem der Power-PC-Entwickler, kann 32-Bit-Software ohne Neuuebersetzung weitergenutzt werden, weil der Prozessor Befehle und Daten in beiden Formaten verarbeitet.

Der Power-PC 620 enthaelt zwei 32 KB grosse Cache-Speicher und kann bis zu 128 MB externen Cache (Level 2) verwalten. Zusammen mit einer maximalen Uebertragungsgeschwindigkeit von 1 GB/s sei der Chip damit besonders fuer Rechner mit bis zu acht parallel arbeitenden CPUs geeignet, betonte Peterson. Die Domaene des Power- PC 620 seien alle Arten von Server-Systemen, auch Video- und Datenbankrechner.

In derartigen Systemen spiele auch die Kuehlung der CPU nur eine untergeordnete Rolle, sagte John Sansing, Leiter der RISC- Konstrukteure bei Motorola, gegenueber der CW-Schwesterpublikation "Infoworld".

Ein Stromverbrauch von 30 Watt bei einer Flaeche von 311 Quadratmillimetern sei im Vergleich zu den Werten des Pentium- Prozessors (13 Watt und 294 Quadratmillimeter) relativ hoch, doch sollte sich dieses Problem mit den ueblichen Kuehlkoerpern und Ventilatoren loesen lassen.

Eine Neuentwicklung sei, so Peterson, der "Performance Monitor", eine Reihe von Zaehlern, die statistische Daten ueber Cache-Fehler oder aussergewoehnliche Rechenoperationen speichern, so dass sie im normalen CPU-Betrieb abgefragt und ausgewertet werden koennen. Die Informationen des Performance Monitor sollen zuerst den Entwicklern der kuenftigen Power-PC-Varianten wertvolle Dienste leisten, doch koenne er sich auch vorstellen, dass ein Betriebssystem-Hersteller die Informationen analysiert und zum Beispiel die Cache-Verwaltung im laufenden Betrieb optimiert, erlaeuterte Peterson. IBM und Bull arbeiten bereits an den ersten Multiprozessor-Systemen mit Power-PC 620. Motorola wird die CPU sobald wie moeglich in den kuerzlich vorgestellten Power-Stack- Rechnern verwenden.

Plaene fuer weitere Power-PC-CPUs will Motorola in wenigen Wochen bekanntgeben. Zu erwarten sind nur leicht ueberarbeitete Varianten der heute erhaeltlichen CPUs, deren Leistung zwischen den beiden Polen Power-PC 601 (60 Megahertz) und Power-PC 620 liegt.

Abmessungen:

- 17,1 x 18,2 Millimeter

Aufbau:

- 0,5 Mikrometer breite Leiterbahnen

- vier Transistorschichten

- Zahl der Transistoren: sieben Millionen

- Taktrate: 133 Megahertz

- Versorgungsspannung: 3,3 Volt

- Stromverbrauch: 30 Watt

Cache:

- 32 KB Daten-Cache

- 32 KB Befehls-Cache

- bis zu 128 externer Cache ueber eigenen Cache-Bus anschliessbar

Bus:

- 128 Bit breiter Daten-Bus

- 40 Bit breiter Adress-Bus

(verarbeitet 64-Bit-Adressen)

Leistung:

- 32- oder 64-Bit-Befehlssatz

- fuenfstufige Verarbeitung

- sechs Recheneinheiten: drei Ganzzahlen-Einheiten, eine Gleitkomma-Einheit, eine berechnet Sprungbefehle und eine ermittelt Speicheradressen

- pro Taktzyklus koennen bis zu vier Befehle geladen und verarbeitet werden

- 225 Specint92

- 300 Specfp92