Sun und Hewlett-Packard pushen das Betriebssystem

64-Bit-Chip von Intel läßt Unix-Anbieter von besseren Zeiten träumen

17.04.1998

Im Marketing-Getöse um Windows NT gerät oft in Vergessenheit, daß auch das Unix-Geschäft ein Wachstumsmarkt ist. Seit der Ankündigung der 64-Bit-Chip-Architektur "IA 64" von Intel wird hier geradezu ein neuer Boom erwartet, obwohl eigentlich nur extrem hauptspeicherhungrige Anwendungen wie gewaltige Data-Warehouses oder aufwendige Simulationen die Leistung solcher Chips nutzen können. Dennoch beeilte sich selbst Sun, die Unterstützung des unter der Projektbezeichnung "Merced" bekannten Chips anzukündigen, und sucht OEM-Lizenznehmer, die helfen, 64-Bit-Applikationen für die Intel-Version von Solaris zu schreiben. Zu dem bereits im vergangenen Jahr gewonnenen Partner NCR hat sich jetzt der japanische Hersteller Fujitsu hinzugesellt.Beide wollen sowohl die 32- als auch die 64-Bit-Variante von Solaris für Intel unterstützten.

Außerdem versuchen sie gemeinsam mit Sun Software-Anbieter davon zu überzeugen, für die Intel-Variante von Solaris Anwendungen zu schreiben. Zwar gibt es rund 12000 Programme für Solaris, die meisten davon sind jedoch für das Sparc-Solaris geschrieben und nur unter extrem großem Aufwand portierbar. Allerdings laufen schon jetzt alle wichtigen Datenbanken sowohl auf Sparc als auch auf Intel. Dasselbe gilt für den Löwenanteil der Sun-eigenen Software. Bislang fehlt es jedoch an Unterstützung für das Intel-Solaris durch Softwarehäuser wie SAP oder Baan.

Zwar muß auch Hewlett-Packard seine Anwendungen von RISC auf die Intel-Systeme umstellen, doch glaubt man dort aufgrund hardwaretechnischer Ähnlichkeiten auf Registerebene weniger Probleme zu haben als Mitbewerber Sun. Zudem wurde das Unix-Budget kräftig angehoben, wenn auch die genaue Summe verschwiegen wird.

Daß es HP mit dem Unix-Engagement ernst ist, zeigt auch die Neuorganisation der dafür zuständigen Unix Server Division im lösungsspezifischen Bereich. So soll die High Performance Systems Division Unix-Pakete für Data-Warehousing, Hochleistungs-Transaktionen, Kommunikation via Electronic Data Interchange (EDI) und Server-Konsolidierung schnüren. Die ebenfalls neu gegründete Internet Applications Server Division (IASD) kümmert sich dagegen um Lösungen mit betriebswirtschaftlichen Paketen á la R/3 oder Baan sowie um skalierbare Internet-Server-Software.

Die neue Einteilung verdeutlicht, in welchen Bereichen HP die Geschäftsmöglichkeiten für 64-Bit-Unix sieht. Herauszuheben sind dabei High-end-Systeme, wo riesige Data-Warehouse-Datenbanken den nahezu unbegrenzten Hauptspeicher nutzen, und Internet-Server-Systeme, die wegen der prinzipiell nicht berechenbaren Belastung durch spontane Hits extrem skalierbar sein müssen.