Konzern statt Startup

6 Punkte, die die Generation Y vom Arbeitgeber fordert

08.06.2017
Von 
Christiane Pütter ist Journalistin aus München.
Insgesamt 94 Prozent aller Absolventen sehen sich zunächst einmal die Website potenzieller Arbeitgeber an. Jeder Zweite wünscht sich einen Arbeitgeber nah am Wohnort. Sechs Punkte, die Unternehmen beachten sollten.
  • Insgesamt 29 Prozent der jungen Leute gelten laut Kienbaum-Studie als "karriereorientiert" und zielen auf die klassische Karriere mit guter Bezahlung ab
  • Nur sechs Prozent möchten bei einem Startup arbeiten, 33 Prozent ziehen einen Konzern vor
  • Für Insiderin Hannah Bahl hat gute Führung vor allem mit Feedback und Austausch zu tun

"Die Generation Y" gibt es nicht. Die jungen Leute zeigen sich mal karriereorientiert, mal auf Freunde und Familie bezogen. Dennoch lassen sich übergreifende Empfehlungen für Unternehmen ableiten, wie die Studie "Arbeitest Du noch oder lebst Du schon" des Kienbaum Instituts zeigt. Angehörige dieser Generation sind zwischen 1980 und 1995 geboren.

Laut einer Studie von Kienbaum zählt jeder Dritte der sogenannten Gen Y zu den Ambitionierten mit der Haltung "Ich kann alles schaffen".
Laut einer Studie von Kienbaum zählt jeder Dritte der sogenannten Gen Y zu den Ambitionierten mit der Haltung "Ich kann alles schaffen".
Foto: Kienbaum Institut

Kienbaum hat rund 270 Absolventen im Alter von durchschnittlich 26 Jahren befragt. Nach Auswertung ihrer Angaben teilt Kienbaum sie in vier Kategorien ein. Die stärkste Gruppe stellen mit 33 Prozent die "Ambitionierten", gefolgt von den "Karriereorientierten" mit 29 Prozent und den "Erlebnisorientierten" mit 24 Prozent. 13 Prozent zeigen sich "orientierungssuchend".

Dazu eine Kurz-Charakteristik: Das Motto des Ambitionierten lautet: "Ich kann alles schaffen". Dieser Typ sucht die "totale Herausforderung" und ist bereit, sehr hart zu arbeiten. Im Unterschied dazu zielt der Karriereorientierte stärker auf eine Führungsrolle und gute Bezahlung ab. Für Erlebnisorientierte haben Freunde und Familie Vorrang. Orientierungssuchenden fällt es schwer, Prioritäten zu setzen. Auch können sie sich schwer motivieren.

Die Studienautoren wollten von den jungen Leuten wissen, welche Werte und Ziele sie hochhalten. Das Ergebnis ist deutlich: 81 Prozent setzen Familie und Freunde an die erste Stelle. Mit großem Abstand nennen sie Erfolg und Karriere (54 Prozent). Alle weiteren Punkte bleiben unter der 50-Prozent-Marke, etwa Gesundheit (47 Prozent) und Selbstverwirklichung (19 Prozent). Ökologische Nachhaltigkeit und soziales Engagement kreisen um fünf Prozent.

Kienbaum betont insbesondere, dass der Punkt Verantwortung lediglich 13 Prozent der Stimmen erhält, Mut noch nicht einmal drei Prozent.

Jeder zweite Befragte sucht einen Arbeitgeber nah am Wohnort.
Jeder zweite Befragte sucht einen Arbeitgeber nah am Wohnort.
Foto: Kienbaum Institut

Jeder zweite Befragte möchte am liebsten in einer Firma nah am Wohnort arbeiten. Ansonsten widerlegt die Studie das Klischee vom beliebten Startup: 33 Prozent der Absolventen reizt eine Tätigkeit in einem Konzern, 22 Prozent bei einem Mittelständler. Nur sechs Prozent wollen in ein Startup, zwei Prozent in ein kleines Unternehmen.

Gen Y und der Sehnsuchtsort Berlin

Für die junge Speakerin Hannah Bahl, selbst aus dieser Generation stammend, hängen diese Ergebnisse allerdings davon ab, wo die Befragten leben. Sie sagt: "Würde man hypothetisch eine Studie in Berlin durchführen, wäre die Antwort auf die Frage, wer in einem Startup arbeiten möchte, sicherlich anders."

Die junge Fotografin und Journalistin Hannah Bahl stammt selbst aus der Generation Y. Sie tritt als Speakerin auf.
Die junge Fotografin und Journalistin Hannah Bahl stammt selbst aus der Generation Y. Sie tritt als Speakerin auf.
Foto: Martin Koziel

Die geringe Mobilität, die Kienbaum erhoben hat, kommentiert Bahl so: "Insgesamt kann ich diese Beobachtung nicht bestätigen. Um mich herum ziehen sehr viele Leute aus beruflichen Gründen um, allerdings ist auch gleichzeitig zu beobachten, dass es viel darum geht, sich einen festen Freundeskreis als Ersatzfamilie aufzubauen. Diese Frage mag vielleicht aber auch noch mal ganz anders beantwortet werden, von jemandem der nicht in Berlin ist, da wir hier ja eh fast alle zugezogen sind." Generell attestiert sie ihrer Generation, dass sie sehr früh gelernt hat, was räumliche Flexibilität bedeutet. Das zeige sich in zahlreichen Auslandsaufenthalten, sei es als Schüler oder Student.