Kooperation Hahn-Meitner-lnstitut und Siemens

6 Millionen für Rechnerverbund

31.01.1975

BERLIN - Auf Anregung des Bundesministeriums für Forschung und Technologie wurde am 31. Oktober 1974 ein Kooperationsvertrag zur Entwicklung eines Rechnerverbundnetzes zwischen dem Hahn-Meitner-Institut, Berlin, und Siemens abgeschlossen.

Mit einem Zuschuß des Ministeriums von zirka 6 Millionen Mark ausgestattet, ist damit das erste Entwicklungsvorhaben auf dem Gebiet der Datenverarbeitung, das ein EDV-Hersteller gemeinsam mit einer öffentlichen Institution durchführen wird, auf den Weg gebracht. Das Hahn-Meitner-Institut (HMI) ist eine Großforschungseinrichtung, die als GmbH organisiert ist.

90 Prozent gehören dem Bund und 10 Prozent dem Senat von Berlin. Beim HMI wird Physik und Strahlenchemie betrieben. An einem Reaktor werden Neutronenbeugungs- und allgemeine Bestrahlungsexperimente durchgeführt. Ein lonenbeschleuniger, der in anderthalb Jahren fertig werden soll, ist im Bau.

Zur Erfassung und Steuerung der Experimentdaten sind etwa 20 Prozeßrechner von Digital Equipment (PDP-11 und PDP-15) sowie von Siemens eingesetzt. Im Rechenzentrum ist ein Großrechner 151 von Siemens installiert. Das installierte Equipment reicht zur Bewältigung der anstehenden Forschungsaufgaben nichtmehr aus.

Unmittelbares Ziel der Kooperation ist die Entwicklung eines Verbundnetzes: Die verschiedenen Prozeßrechner sollen über schnelle Leitungen an den Großrechner "sternförmig" angeschlossen werden. Ein Kommunikationsrechner vom Typ Siemens 330 wird die Funktion des Netzknotens übernehmen.

"Jeder Benutzer soll lokal die zentrale EDV-Anlage mitbenutzen", erklärt Hans W. Strack-Zimmermann, Leiter der Planungsgruppe Rechnerverbund beim HMI "und alle Benutzer miteinander kommunizieren und Daten austauschen können." Später ist der Anschluß kleinerer Benutzer über das Postnetz geplant.

Darauf aufbauend sollen allgemeine Kommunikationsstandards entwickelt und an der Entwicklung einer "Netzsteuersprache" gearbeitet werden.

Das HMI-System soll etwa 1976 voll einsatzfähig sein. Strack-Zimmermann ist optimistisch: "Wir werden Know-How, das im HMI existiert, in die Firma Siemens hineintragen und versprechen uns von der Verbindung mit einem großen Hersteller mehr Disziplin in unseren eigenen Reihen." Das wäre ganz im Sinne der Bonner Initiatoren.

Das Bundesministerium für Forschung und Technik unterstützt das Projekt mit sechs Millionen Mark. Das Beispiel könnte Schule machen.