Das bringt die neue Mobilfunk-Technologie

5G - Das müssen Sie wissen

30.03.2016
Von 


Florian Maier beschäftigt sich mit diversen Themen rund um Technologie und Management.
Auch wenn 5G erst im Jahr 2020 kommt - es ist wichtig, zu verstehen, welchen Einfluss die neue Mobilfunk-Technologie auf das Unternehmensumfeld haben wird.

Jeder, der im Tech-Sektor tätig ist oder mit der Branche zu tun hat, erliegt in irgendeiner Weise der Faszination von technischen Features - schließlich verraten nur sie, worin sich die Verbesserungen seit dem letzten Update manifestieren. Wir wollen schnellere Prozessoren, mehr Speicher und Netzwerke mit geringeren Latenzzeiten. Ab und an gibt es dann einen entscheidenden Technologie-Sprung, der mehr als nur ein bisschen Zusatz-Kapazität oder -Speed bringt.

Das ist bei der 5G-Mobilfunk-Technologie der Fall. Mehrere Mobilfunkbetreiber haben bereits 5G-Testläufe angekündigt - marktreif ist die Technologie allem Anschein nach im Jahr 2020. Gerade IT-Entscheider sollten sich mit dem Thema 5G auseinandersetzen, insbesondere im Hinblick auf ihre strategische Ausrichtung. Um herauszufinden, was die 5G-Technologie für Unternehmen und ihre Mitarbeiter bedeutet, haben wir mit einigen Branchenexperten gesprochen.

5G-Standard: Viel mehr als ein Speed-Boost

Sie haben vielleicht schon gelesen, dass 5G zehn bis 100 mal schneller ist als 4G. Das könnte sich in Real-Geschwindigkeiten von bis zu 4GB pro Sekunde niederschlagen. Der Großteil des Geschwindigkeits-Zuwachses ist der Tatsache geschuldet, dass die Netzbetreiber dank der Millimeter-Wave-Technologie (die dafür sorgt, dass die Signale kürzere Wege zurücklegen) mehr Wireless-Kanäle bereitstellen können. Das führt wiederum zu einem dramatischen Anstieg der Netzverfügbarkeit und einer Entlastung der Rückkanäle, wie Hank Kafka, beim Mobilfunkbetreiber AT&T für Netzwerk-Architektur zuständig, versichert.

Trotzdem meint Kafka, dass IT-Entscheider 5G nicht als reinen Speed-Boost betrachten sollten. Denn in erster Linie erfolgt der Umstieg auf die neue Mobilfunk-Technologie, um der massiv steigenden Anzahl von Devices Herr werden zu können. Das Internet of Things wird diese Zahl in den kommenden Jahren noch weiter nach oben treiben, schließlich stellt die vernetzte Zukunft in Aussicht, dass alles online geht - egal ob Kleidung, Sportgeräte, Smartphones, Tankstellen oder menschliche Körper. Roger Entner, Gründer von Recon Analytics und 5G-Experte bringt es auf den Punkt: "Die IoT-Revolution, die auf uns zurollt, würde ohne 5G verpuffen. Denn erst diese Technologie stellt sicher, dass die Millionen von Gerätschaften und Sensoren überhaupt Platz im Netzwerk haben."

Neue Netzwerk-Architekturen

Mehr Geschwindigkeit, geringere Latenzzeiten und Rückwärtskompatibilität mit existierenden Netzwerken stellten ideale Rahmenbedingungen für neue Architekturen bereit, lobt Gartner-Analyst Akshay Sharma: "5G wird für die Etablierung neuer Architekturen wie Cloud-RAN eine entscheidende Rolle spielen, wo Nano-Data-Center serverbasierte Netzwerk-Funktionen wie industrielle IoT-Gateways, Video-Caching und -Transcoding ermöglichen oder neuere, Mesh-ähnliche Topologien und mehr distribuierte, heterogene Netzwerke unterstützen.

Gartner-Analyst Entner geht von einem massiven Wachstum bei den Mobilfunk-Zellen durch 5G aus und damit auch einer erhöhten Nachfrage nach Rückkanälen: "Zur Zeit wissen wir noch nicht, welche Technologie zur Übertragung der Daten zum Einsatz kommen wird. Es gibt zwei Lager: eines das nach einer neuen Technologie zur Datenübertragung verlangt und eines, das die bestehenden Technologien als ausreichend erachtet."

Probelauf: 5G im Praxis-Einsatz

Neben den US-Mobilfunkriesen AT&T und Verizon haben auch andere Unternehmen 5G-Testläufe angekündigt oder durchgeführt - darunter zum Beispiel Alcatel Lucent, Ericsson, Fujitsu, NEC, Nokia und Samsung.

Akshay Sharma ist der Überzeugung, dass man viele Schlüsselplayer in diesem Bereich im Auge behalten sollte. Google etwa habe erst kürzlich das Unternehmen Alpental gekauft, um mit Hilfe der Millimeter-Wave-Technologie besseres und genaueres Location Tracking durchführen zu können. Microsoft hingegen hat einen Testlauf gestartet, bei dem ungenutzte TV-Frequenzen zum Einsatz kommen. Facebook hat unterdessen die "Open Compute Initiative" ins Leben gerufen, um Entwicklungsländer mit kabellosen Netzwerken und Internetzugang auszustatten.

Trotz 5G: Wifi ist nicht tot!

Hank Kafka von AT&T ging zudem auf die Annahme ein, dass die Wifi-Technologie mit dem Aufstieg der 5G-Technologie an Bedeutung verlieren könnte. Das sei ein Fehler, sagt der Mobilfunk-Experte, denn auch in Zukunft würden beide Technologien nebeneinander existieren - wobei sich der Wifi-Standard ähnlich rasant entwickeln werde.

Die Triebfeder für 5G seien Roger Entner zufolge nicht kabellose Unternehmensnetzwerke, sondern die steigende Anzahl von vernetzten Geräten in den nächsten drei bis vier Jahren: "5G ist von enormer Bedeutung, denn wir wachsen gerade aus unserem aktuellen Netzwerk-Design heraus", so der Experte. "Wir brauchen höhere Bandbreiten und müssen uns darauf einstellen, dass weit mehr Geräte unsere Netzwerke bevölkern werden, als wir vor zehn Jahren angenommen haben. Wir müssen den neuen Anforderungen mit einem neuen Ansatz begegnen, statt zwanghaft zu versuchen, unsere alten Standards aufrechtzuerhalten. Nur das wird Unternehmen dabei helfen, ihr Netzwerk auf mehr drahtlose Devices vorzubereiten, dabei aber trotzdem mehr Bandbreite und geringere Latenzzeiten zu verwirklichen."

Asien als 5G-Vorreiter: Nachteil für Europa?

Analyst Entner geht davon aus, dass Südkorea die Mobilfunk-Technologie pünktlich zu den Olympischen Winterspielen 2018 an den Start bringen könnte. Das sei für andere Märkte wie die USA und Europa aber nicht unbedingt ein Nachteil, schließlich können Unternehmen quasi live mitverfolgen, wie die Umstellung auf 5G umgesetzt wird, wie die User reagieren und welche Probleme die neue Infrastruktur mit sich bringt.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer US-Schwesterpublikation cio.com.