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Wohin führt Siebels Produkt-Roadmap?

19.10.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Siebel Systems hat auf seiner Kundenveranstaltung "Customer World" in Boston eine Reihe von Produkten und Updates angekündigt. So hat der Spezialist für Customer-Relationship-Management-Lösungen (CRM) beispielsweise seine unter dem Codenamen "Project Nexus" entwickelte "Siebel-Component-Assembly"-Architektur (SCA) vorgestellt. Statt einem monolithischen Softwareblock bietet Siebel damit seinen Kunden auf Basis einer eigenen Integrationsplattform einzelne Softwarebausteine an, mit denen sich die verschiedenen Prozesse im Kunden-Management abbilden lassen sollen. Grundlage dieses Softwaremodells ist eine Service-orientierte Architektur (SOA). Um die Interoperabilität zu anderen Plattformen sicherzustellen, haben die Siebel-Entwickler eng mit anderen Anbietern wie Bea, IBM und Microsoft zusammengearbeitet.

Der Erfolg dieser neuen CRM-Plattform ist jedoch zweifelhaft. Siebel hat mehrere Jahre und viele Millionen Dollar in die Entwicklung von SCA investiert. Dennoch rechnen selbst die Siebel-Verantwortlichen nicht damit, viele Anwender für die neue Software begeistern zu können. Der Kreis der Kunden ist klein. Das Angebot richtet sich in erster Linie an Großunternehmen, die komplizierte Prozesse mit Software unterlegen müssen, erläutert Skip Bacon, Vice President für den Bereich Technologie bei Siebel. Bislang habe sich ein Finanzdienstleister auf SCA eingelassen. Mit verschiedenen weiteren potenziellen Kunden verhandle man noch.

Das nächste Major Release 8.0 seiner CRM-Applikation hat Siebel für die zweite Jahreshälfte 2006 angekündigt - später als ursprünglich anvisiert. Bruce Cleveland, als Vice President zuständig für die Produktentwicklung bei Siebel, begründet die Verzögerung mit zusätzlichem Entwicklungsaufwand für die Web-Services-Architektur der neuen Version sowie für die Benutzerschnittstelle, die künftig in allen Siebel-Produktlinien einheitlich gestaltet sein soll.

Das User Interface basiert auf Siebels On-Demand-Lösung. In Boston haben die Siebel-Verantwortlichen Version 10 der gehosteten CRM-Anwendung vorgestellt. Neu sind die Intergration der Security Assertion Markup Language (SAML) sowie Single-Sign-on-Funktionen. Außerdem soll sich das CRM-System mit verbesserten Möglichkeiten der Datenhaltung leichter administrieren lassen. Die Nutzer könnten zudem mit neuen Tools ihre Kundestämme effizienter verwalten.

Hinter all diesen Ankündigungen droht jedoch durch den anstehenden Merger mit Oracle ein großes Fragezeichen (siehe auch: Siebel steuert in den Oracle-Hafen). Der Datenbankspezialist hatte Mitte September dieses Jahres angekündigt den CRM-Spezialisten für rund 5,9 Milliarden Dollar übernehmen zu wollen (siehe auch: Mit Siebel kauft Oracle Marktanteile). Zwar versprach Oracle-Chef Lawrence Ellison in den zurückliegenden Wochen mehrfach, Siebels Lösungen würden das Herzstück der künftigen CRM-Entwicklungen bilden. Einzelheiten über das Projekt "Fusion", mit dem Oracle bis 2007 eine einheitliche Applikationsbasis entwickeln will, bleibt der Konzern nach wie vor schuldig (siehe auch: Großbaustelle Oracle). Während Siebels On-Demand-Linie den bisherigen Andeutungen zufolge eine hohe Priorität besitzt (siehe auch: Oracle setzt auf CRM-on-Demand), steht SCA offenbar auf dem Prüfstand. So zeigte Ellison auf seiner eigenen Kundenveranstaltung "Openworld" vor wenigen Wochen in San Francisco wenig Begeisterung für die Siebel-Plattform. Der Oracle-Chef habe damals noch nicht den vollständigen Überblick über SCA gehabt, versuchten die Siebel-Verantwortlichen dies nun zu relativieren. Wie die Zukunft von SCA ausieht, vermochten sie jedoch auch nicht zu sagen. "Der Teufel steckt im Detail", räumte Siebel-CEO George Shaheen ein. (ba)