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Bitkom reduziert seine Prognosen

11.10.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - "Die positiven Wachstumsprognosen aus dem Frühjahr haben sich leider nicht bestätigt", räumte Jörg Menno Harms, Vizepräsident des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom), mit Blick auf die konjunkturelle Gesamtsituation in Deutschland ein. Nachdem die Verantwortlichen Mitte 2005 noch von einem Wachstum von 3,4 Prozent auf insgesamt 135,2 Milliarden Euro ausgegangen waren, rechnen sie nun nur noch mit einem Zuwachs von 2,6 Prozent. Damit würden die ITK-Hersteller 2005 hierzulande 134,1 Milliarden Euro einnehmen.

Die Korrektur um 0,8 Prozentpunkte nach unten begründet Harms unter anderem mit der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland. Steigende Energiepreise, eine weiterhin schwache Binnennachfrage sowie die instabile politische Lage hätten eine stärkere Dynamik verhindert. Schließlich hätten sämtliche Institute und letztendlich auch die Bundesregierung in den zurückliegenden Monaten ihre Erwartungen nach unten korrigiert, rechtfertigt der Verband seine aktuellen Zahlen und wähnt sich mit seiner Korrektur in guter Gesellschaft.

"Diese Entwicklung kam plötzlich, und sie kam heftig", beschreibt Harms den Dämpfer für die Branche. Neben den konjunkturellen Problemen sei vor allem der wachsende Druck auf den Telekommunikationsmarkt für die reduzierten Erwartungen verantwortlich. Zwar stiegen beispielsweise nach wie vor Umsätze und Nutzerzahlen im Mobilfunksegment. Aufgrund des Preisdrucks falle das Wachstum aber geringer aus als ursprünglich erwartet. Der steigende Mobilfunkanteil gehe zudem zu Lasten der Sprachtelefonie im Festnetz. Hier rechnet der Bitkom für das laufende Jahr mit rückläufigen Umsätzen. Veränderungen im TK-Segment wirkten sich besonders auf den Gesamtmarkt aus, meint Harms. Mit einem Umsatz von 56 Milliarden Euro macht die Branche mit 42 Prozent den Löwenanteil am deutschen ITK-Markt aus.

Trotz der reduzierten Prognosen bemühen sich die Verantwortlichen, Optimismus zu verbreiten. So entwickle sich die Branche deutlich besser als die Gesamtwirtschaft, vergleicht Harms. Außerdem wiesen die Bereiche Software und IT-Dienstleister mit jeweils 4,5 Prozent Wachstum in diesem Jahre solide Wachstumsraten aus. Insgesamt kämen beide Segmente 2005 auf ein Volumen von 44 Milliarden Euro in Deutschland. Auch die Stimmung sei gut. Das Branchenbarometer für das dritte Quartal 2005 sei so hoch gestiegen wie seit zwei Jahren nicht mehr.

Allerdings musste der Bitkom auch seine Erwartungen für das kommende Jahr reduzieren. Statt einem Plus von 3,1 Prozent auf rund 140 Milliarden Euro rechnet man in Berlin für 2006 mit einem Wachstum der hiesigen ITK-Branche von 2,4 Prozent auf etwa 137 Milliarden Euro. Auch für den Arbeitsmarkt fielen die Bitkom-Botschaften negativ aus. So vermochte der Verband seine Prognose von etwa 10 000 Stellen, die im laufenden Jahr geschaffen werden sollten, nicht aufrechtzuerhalten. Zwar würden gerade mittelständische Dienstleister und Lösungsanbieter verstärkt Mitarbeiter einstellen. Ob dieser Trend jedoch die überraschenden Entlassungen großer Konzerne ausgleichen könne, sei fraglich. Eine endgültige Arbeitsplatzbilanz lasse sich erst Ende des Jahres ziehen, vertröstete der Bitkom-Vizepräsident.

Nun sei es an der Zeit, dass die Politik eine gewisse Dynamik entfalte, hoffen die Bitkom-Verantwortlichen nach der Wahl und der vorläufigen Kanzlerentscheidung auf politische Rückendeckung. Im Programm der neuen Bundesregierung müsse die Innovationsfähigkeit eine zentrale Rolle spielen. "Wie handlungsfähig die neue Regierung im Sinne von Reformbereitschaft sein wird, werden wir sehen", gab sich Harms vorsichtig. "Wir müssen nun das Beste aus der Situation machen." (ba)