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Microsoft vereinfacht Server-Lizenzierung

10.10.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Im Rahmen seiner Dynamics Systems Initiative will Microsoft die Lizenzkonditionen für seine Server-Produkte vereinfachen. Vor allem Kunden, die Virtualisierungstechniken einsetzen, sollen davon profitieren. Bislang mussten Anwender für Produkte wie Microsofts SQL Server und den Biztalk Server nach einem CPU-basierenden Modell für jeden physisch vorhandenen Prozessor im Rechner Lizenzgebühren bezahlen. Virtualisierungsmöglichkeiten, wonach möglicherweise nur ein Teil der Rechenleistung für die Microsoft-Produkte bereitgestellt wird, spielten bei der Bemessung der Lizenzgebühren bislang keine Rolle. Künftig soll den Anwendern nur noch die Zahl der Prozessoren in Rechnung gestellt werden, die die Microsoft-Anwendungen real nutzen.

Außerdem wolle der Softwarekonzern keine Gebühren mehr für nicht aktive Images seines Windows Server System erheben, erläuterte Bob Kelly, General Manager für das Marketing von Microsoft. Kunden müssten nur mehr für die Instanzen Lizenzgebühren zahlen, die aktiv im Firmennetz genutzt würden. Zudem dürften die Microsoft-Kunden vier virtuelle Maschinen des Windows Server System auf einem physikalischen Rechner einsetzen. Berechnet werde dabei nur eine Instanz des Microsoft-Produkts.

Das neue Lizenzregelwerk soll ab 1. Dezember dieses Jahres in Kraft treten. Es gilt jedoch erst ab Version R2 Enterprise Edition des Windows Server 2003, die Ende des Jahres auf den Markt kommen wird (siehe auch: Vorschau auf nächstes Server-Windows). Offenbar hoffen die Microsoft-Verantwortlichen, mit der neuen Lizenzpolitik den Verkauf ihrer Highend-Server-Produkte anzukurbeln. Derzeit habe der überwiegende Teil von Microsofts Unternehmenskunden die Standard Edition im Einsatz, räumte Zane Adam, Marketing-Leiter von Microsofts Windows Server Group ein. Mit den zusätzlichen Funktionen in den Bereichen Fail-over und Cluster sowie den steigenden Ansprüchen der Kunden an Skalierbarkeit hoffe der Konzern jedoch auf wachsende Nutzerzahlen. Außerdem könnte es für manche Firma, die Virtualisierungstechniken einsetzt, günstiger sein, eine Enterprise-Lizenz zu kaufen statt vier Standard-Versionen in Lizenz zu nehmen.

In der Vergangenheit habe sich Microsoft regelmäßig ein blaues Auge geholt, wenn es um die Lizenzkonditionen ging, stellt Laura DiDio, Analystin der Yankee-Group, fest. Nun versuche der Konzern, sich seinen Kunden als weißer Ritter zu präsentieren. Das neue Modell berücksichtige die Kundenwünsche und sei leichter zu verstehen. Allerdings mache Microsoft dies nicht aus reiner Liebe zu seinen Kunden. Bislang sei der Anteil der Highend-Windows-Server-Systeme in den Rechenzentren verschwindend gering. DiDio schätzt den Anteil dieses Segments auf etwa ein Prozent von Microsofts Windows-Einnahmen. Dagegen gewinne Linux zunehmend Marktanteile in diesem Bereich. Um diesem Trend entgegenzuwirken, habe sich Microsoft etwas einfallen lassen müssen.

Auch Gartner-Analyst Alvin Park begrüßt die neue Strategie des Softwarekonzerns aus Redmond. Viele Lizenzmodelle der großen Softwareanbieter hätten bislang nicht mit neuen Techniken wie der Server-Virtualisierung zusammengepasst (siehe auch: Lizenzen bremsen Virtualisierung aus). Anwender hätten sich vielfach verwirrt darüber geäußert, was nun eigentlich an Gebühren anfalle. Die Modelle seien oft zu komplex und kaum durchschaubar gewesen, kritisiert Park. Microsoft mache mit seinen Lizenzplänen einen Schritt in die richtige Richtung. (ba)