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JavaOne: Java trifft den Enterprise Service Bus

27.06.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Auf der JavaOne diese Woche gilt es das zehnjährige Jubiläum von Java zu feiern. Im Mittelpunkt der Fachmesse stehen unter anderem die Finalisierung von "Java Enterprise Edition 5" als Nachfolger von J2EE (Java 2 Enterprise Edition) 1.4 und die Einsicht, dass mobile Endgeräte und hier insbesondere Mobiltelefone zur populärsten Java-Plattform geworden sind.

Nach Angaben von Sun ist der Java-Markt inzwischen weltweit 100 Milliarden Dollar schwer (wovon das Unternehmen selbst aber kaum etwas abbekommt). Die Entwicklergemeinde sei inzwischen über 4,5 Millionen Developer stark. Java ist auf mehr als 2,5 Milliarden Geräten weltweit installiert, und Sun erwartet, dass die Zahl der Java-Handys heuer die der PCs mit darauf installiertem Java überflügelt.

Eine Änderung gibt es beim Branding - aus allen Java-Varianten verschwindet die 2 im Namen. Aus J2EE wird somit die Java Enterprise Edition (Java EE), gleiches gilt für J2SE und J2ME (Standard/Mobile Edition). Und bei den Versionsnummern folgt die 5 auf die bisherige 1.4.

Zu erwarten ist aber, das vor allem der just (genauer am 7. Juni) vom Java Community Process (JCP) verabschiedete Standard "JBI" (Java Business Integration) in den Mittelpunkt des JavaOne-Interesses rückt. Unter anderem, weil dessen Befürwortern - unter anderem Apache Software Foundation, Apple, Borland, Fujitsu, Google, HP, Iona, Intel, JBoss, Oracle, SAP und natürlich Sun selbst - die zwei größten Java-Player IBM und Bea Systems ablehnend gegenüber stehen.

Bei JBI, obwohl ein Java-Standard, geht vor allem darum zu definieren, was Enterprise-Service-Busse (ESBs) tun. Diese Middleware-Kategorie stellt in einer Service-orientierten Welt im Prinzip eine verteiltere, netzbasierende Alternative zum klassischen Application Server dar. Java ist in JBI ironischerweise nur wenig enthalten - vielmehr sieht die Technik vor, dass Java Management Extensions (JMX) für die Verwaltung von ESBs eingesetzt werden.

Aus Sicht von JCP-Kennern muss IBMs und Beas Anti-JBI-Haltung politisch motiviert sein, da beide Firmen im Laufe des Abstimmungsprozesses keine technischen Bedenken anmeldeten. Speziell Big Blue ist es seit langem ein Dorn im Auge, dass Sun über den JCP weiter die Kontrolle über Java behalten will. Die Armonker haben in der Vergangenheit wiederholt gefordert, Java solle vollständig Open Source werden, und werden dies auf der JavaOne vermutlich wieder tun.

Mit JBI könnte IBM aus Sicht von "Computerwire" außerdem noch seine ganz speziellen Probleme haben. IBM betont nämlich, ein ESB sei an sich kein Produkt, sondern eine Architektur, die viele Produkte erfordere. Wettbewerber sehen darin eine Vernebelungstaktik, weil nämlich Big Blue kein ESB-Produkt vorzuweisen habe und sein großes Geschäft im Bereich Integrations-Services schützen wolle.

Sun, Oracle und Tibco jedenfalls preschen diese Woche mit der Ankündigung JBI-kompatibler Produkte vor. Sun stellt SDKs (Software Development Kits) für sein künftiges Angebot "Open ESB" vor, die man im Rahmen vom "Project Glassfish" als quelloffene Software vom neuen Portal Java.net herunterladen kann. Tibco will sein "Project Matrix" im kommenden Jahr ersten Pilotkunden zur Verfügung stellen.

Microsoft stellt in diesem Jahr übrigens direkt auf der JavaOne aus, statt wie in der Vergangenheit draußen auf der Straße Visual-Studio- oder C#-Test-CDs zu verteilen). Spezielle Ankündigungen hinsichtlich des vor rund einem Jahr erzielten Friedens mit Sun wird es aber wohl keine geben, die Redmonder beschränken sich darauf, die Interoperabilität zwischen ihrem .NET und Java sowie gemeinsam mit Sun durchgeführte Forschung im Bereich Federated Identity zu erläutern.

Das in Java EE 5 umbenannte J2EE 1.5 war bereits auf der letzten JavaOne vorgestellt worden. Es soll unter anderem die Entwicklung grafischer Oberflächen sowie die Erzeugung verteilter EJB-Komponenten (Enterprise Java Bean) vereinfachen. Derzeit durchläuft die Software die endgültige Absegnung durch den JCP, die Ratifizierung wird noch in diesem Jahr erwartet. JBoss und Oracle zeigen bereits neue Tools, die die aktuellsten Entwürfe von Java Server Faces (JSF) und EJB 3.0 unterstützen.

Verschiedene Java-Tools-Anbieter wie Nexaweb werden angesichts des neuen Getöses von Microsoft und Adobe/Macromedia um Rich Clients neue Alternativen zur Erstellung derselben präsentieren. Obwohl Java ursprünglich eine Rich-Client-Lösung (Java-Applets) beinhaltet, litt diese unter Browser- und Kompatibilitätsproblemen. Bei den neuen Ansätzen werden reiche Benutzerschnittstellen in den Client-seitigen Cache platziert, wobei die Notwendigkeit zum Bildschirmneuaufbau dadurch reduziert wird, dass nur veränderte Inhalte upgedatet werden.

Die größte Wirkung entfaltet Java inzwischen aber ohnehin auf Smartphones, wo es Microsoft weit enteilt ist. Der britische Chipdesigner ARM, führender Anbieter für Chips in intelligenten Mobiltelefonen, wird auf der JavaOne den Runtime-Compiler "Jazelle RCT" vorstellen, der Java auf ARM-Prozessoren erheblich beschleunigen soll (Bea hat dem Vernehmen nach übrigens auch eine Version seiner Virtuellen Maschine "JRockit" für Server entwickelt, die direkt unter Umgehung des Betriebssystems auf der Hardware und damit deutlich schneller läuft).

Und gemeinsam mit Ericsson will Sun Java auf Handys multitaskingfähig machen. Die auf Suns Technik "Connected Limited Device Configuration Hotspot Implementation" basierende Lösung soll Ende des Jahres zur Verfügung stehen. Toshiba will diese gleichfalls verwenden, und zwar in seinen Mobiltelefonen, die über Vodafone vermarktet werden. Ferner hat Sun seine Kooperation mit dem NTT DoCoMo ausgeweitet. Beide Firmen arbeiten gemeinsam am "Star Project", in dessen Rahmen der japanische Carrier eine Plattform zur Verwaltung seiner nächsten Generation von Handy-Diensten entwickelt. (tc)