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Kriminelle legen private Daten offen

23.02.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Gerade erst sorgte das im Internet veröffentlichte digitale Telefonbuch von Partygirl und Hotelerbin Paris Hilton für Wirbel: 500 mehr oder weniger große Berühmtheiten des US-amerikanischen Showbizz dürften jetzt viele Anrufe und E-Mails von Unbekannten bekommen.

Sehr viel problematischer ist aber, was jetzt der US-Firma Choicepoint Inc. passierte: Deren vertrauliche Daten zu 145.000 Bürgern wurden von Hackern geknackt und werden möglicherweise jetzt zum Schaden unbescholtener Amerikaner weiter verwendet. Choicepoint hat die Datenkatastrophe bestätigt und vorsichtshalber entsprechende Informationen an alle 145.000 möglicherweise Betroffenen geschickt. Wie viele Menschen aus der Datensammlung tatsächlich zu Schaden gekommen sein könnten, weiß Choicepoint nicht.

Choicepoint gehört zu der Art von Unternehmen, deren Geschäftsmodell darauf beruht, möglichst viele Daten von Bürgern zu sammeln und Teile davon etwa für Marketingaktionen an dritte Firmen zu verkaufen. Zu den Daten, die jetzt in falsche Hände gerieten, gehören Namen, Adressen, Führerscheinnummern, Nummern auch von Sozialversicherungen oder so brisante Angaben wie Insolvenzverfahren und Bonität-Statusberichte. Auch Angaben zu Forderungs- oder Lizenzverfahren hatte Choicepoint gesammelt.

Big-Brother-Unternehmen wie Choicepoint haben in den USA eine ähnliche Funktion wie die Schufa in Deutschland. Hier können Firmen - etwa Versicherungen - über potenzielle Kunden und deren Wirtschaftssituation Erkundigungen einziehen. Sie erfahren dann möglicherweise, ob der Interessent für eine Police bereits als säumiger Schuldner aufgefallen ist etc.

Mit solchen Informationen an Dritte verdienen Firmen wie Choicepoint viel Geld. Zudem vermarkten sie Adressen und Zusatzinformationen über potentielle Kunden, denen etwa Werbesendungen geschickt werden sollen.

Datenhacks wie der jetzige sind in der Vergangenheit immer wieder passiert. Das erfolgreiche Internetkaufhaus Amazon war etwa Opfer von Hackern. Auch sahen sich Kreditkartenanbieter vor das Problem gestellt, das Kriminelle in die Kundendatenbanken eingebrochen waren.

(jm)