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Oracle verspricht Kontinuität

19.01.2005
"Wir werden Ihre Investitionen schützen", versprach Larry Ellison den Peoplesoft- und JDE-Anwendern. SAP konterte mit der Übernahme des US-Dienstleisters TomorrowNow.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der Erfolg der 10,3 Milliarden Dollar teuren Übernahme von Peoplesoft hängt für Oracle von der Zufriedenheit der Kunden ab. Das hat offenbar auch Oracle-Chef Lawrence Ellison erkannt, und versprach seiner Klientel Kontinuität für alle Produktlinien. Dies gelte sowohl für die Peoplesoft-Produkte wie auch für die Software des von Peoplesoft im Jahr 2003 übernommenen Anbieters J.D. Edwards, erläuterte er seine Pläne. "Wir werden Ihre Investitionen schützen", versicherte er den Anwendern anlässlich eines Webcasts zur künftigen Strategie des fusionierten Unternehmens.

Oracle will die Peoplesoft-Produkte bis zum Jahr 2013 unterstützen. Außerdem soll die Software weiter entwickelt werden. Im laufenden Jahr will Oracle die Peoplesoft-Version 8.9 herausbringen. Ferner ist das Release 8.11 von "EnterpriseOne" geplant, der ehemaligen J.D.-Edwards-Software. Für das kommende Jahr kündigte Ellison "Peoplesoft 9.0" und "EnterpriseOne 8.12" an. Neben der Weiterentwicklung der bestehenden Produktlinien sollen rund 3000 Entwickler an einer einheitlichen und konsolidierten Business-Software-Plattform arbeiten. Erste Resultate des "Project Fusion" will Oracle 2007 präsentieren. Einzelheiten über die künftige Applikationslinie von Oracle blieb Ellison noch schuldig. Er gab lediglich die nahe liegenden Fakten zu Protokoll, die Software werde auf Standards wie beispielsweise Java basieren und sowohl Funktionen der eigenen wie auch der Peoplesoft-Produkte beinhalten.

Angesichts des langfristigen Supportangebots bis 2013 hätten die Anwender genug Zeit auf Project Fusion umzusteigen, prognostiziert Ellison. Bis dahin würden auch konkurrierende Produkte wie beispielsweise Datenbanken und Middleware von IBM und Microsoft unterstützt, die von zahlreichen Peoplesoft-Anwendern eingesetzt werden. Einen Seitenhieb auf den Erzrivalen IBM im Datenbankgeschäft konnte sich Ellison allerdings nicht verkneifen: "Es sei denn IBM verabschiedet sich vorzeitig aus diesem Geschäft."

Analysten hatten im Vorfeld der Übernahme wiederholt davor gewarnt, Oracle könnte die übernommenen Kunden vergraulen und damit den finanziellen Erfolg der Akquisition in Frage stellen. Vor allem lukrative Wartungsverträge, die einen stetigen Einnahmestrom in Oracles Kassen sicherten, seien in Gefahr. Er wisse um die Risiken, wiegelte Ellison ab. Doch solange sein Unternehmen einen guten Job mache und die Kunden unterstütze, sehe er keine Gefahren. Ellison geht davon aus, 95 Prozent der Kunden bei der Stange halten zu können.

Vor dem Hintergrund dieser Pläne haben die Peoplesoft-Mitarbeiter aus den Bereichen Entwicklung und Support gute Chancen, ihren Job zu behalten. Ellison kündigte an, jeweils etwa 90 Prozent der Angestellten neue Arbeitsplätze anzubieten. Schlechte Aussichten haben dagegen die Mitarbeiter im Vertreib und der Verwaltung. Insgesamt will Oracle seine künftige Belegschaft um rund 5000 auf insgesamt knapp 50 000 Mitarbeiter reduzieren. Oracle verspricht sich von diesen Maßnahmen Kostensenkungen von rund 400 Millionen Dollar für das Geschäftsjahr 2006, das im Mai nächsten Jahres zu Ende geht.

Änderungen wird es auch im Management geben. So soll Oracles Senior Vice President John Wookey künftig die Sparte Business Applications führen. Er ersetzt den langjährigen Leiter Ron Wohl. Juergen Rottler wird künftig als Executive Vice President weltweit den Oracle-Support verantworten. Er löst Michael Rocha ab.

Während Oracle mit diesen Maßnahmen einen Strich unter die erst Anfang Januar offiziell für abgeschlossen erklärte Übernahme von Peoplesoft zieht, spekuliert Ellison über die weitere Konsolidierung der Softwarebranche. Konkrete Akquisitionspläne hatte er jedoch nicht vorzuweisen. Es werde keine weiteren Übernahmen geben, bevor die Integration Peoplesofts auf einem guten Weg sei, kündigte er vielsagend an. Nach über 18 Monaten andauernden Querelen um die Akquisition hoffe er jedoch, die nächste Übernahme werde freundlich und einvernehmlich über die Bühne gehen. (ba)