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Filmindustrie geht gegen Tauschbörse Bittorrent vor

15.12.2004

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der Verband der amerikanischen Filmindustrie MPAA (Motion Picture Association of America) hat Prozesse gegen mehr als 100 Betreiber von Servern für die Online-Tauschbörse Bittorrent eingereicht. Auch Eigner von Servern für Direct Connect und das eDonkey-Netz (auch Esel-Server genannt), will die MPAA demnächst verklagen.

Bittorrent arbeitet nach einem anderen Prinzip als die P2P-Dienste (Peer to Peer) Kazaa oder Grokster. Die Suche nach bestimmten Dateien findet nicht über die Softwareclients statt. Vielmehr orientieren sich Anwender auf Websites, auf denen die Inhalte als Link hinterlegt sind. Wenn so ein "Torrent" genannter Link angeklickt wird, wird die Suchanfrage an "Tracker-Sites" weitergegeben. Die gesuchte Datei kann dann von mehreren Quellen im Netz geladen und auf dem anfragenden Client zusammengesetzt werden. Dadurch erfolgen große Downloads sehr schnell - vorausgesetzt, genügend Anwender sind im Netz angemeldet. Gegen die Betreiber der Tracker-Sites geht die Filmindustrie nun vor. Außerdem sollen Internet-Service-Provider, die entsprechende Server hosten, Unterlassungserklärungen unterzeichnen.

Bittorrent-Erfinder Bram Cohen ist für die Entwicklung des Systems wohl kaum zu belangen. Denn es handelt sich dabei nicht um ein zentrales P2P-Netz. Stattdessen wird für jede bereitgestellte Datei ein eigenes Netz aufgebaut, in dem sich alle Anwender befinden, die exakt diese Datei tauschen. Ferner kennt Bittorrent neben urheberrechtlich bedenklichen Film- und Musik-Downloads auch legale Anwendungen. So verteilt zum Beispiel der Open-Source-Anbieter Mandrake seine Linux-Distributionen über die Tauschbörse. Auch der britische Broadcaster BBC will sich das Prinzip zu Nutze machen. So ist der Aufbau eines Verteilnetzes für Video on Demand geplant. (lex)