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Lenovo wird drittgrößter PC-Bauer

IBM verkauft PC-Sparte für 1,25 Milliarden Dollar an Lenovo

08.12.2004
Nun ist es offiziell: IBM stellt Umsatz hinter Profitabilität und verkauft seine PC-Sparte an Lenovo aus China. Dieses wird dadurch drittgrößter PC-Bauer weltweit hinter Dell und HP.

Nun ist es offiziell: IBM, das vor gut zwei Jahrzehnten den Personal Computer kommerzialisiert hatte, verkauft seine PC-Sparte für 1,25 Millarden Dollar an Lenovo (vormals Legend) aus China. Big Blue befreit sich damit von dem lange Zeit schwächelnden Bereich mit seinen minimalen Gewinnmargen, Lenovo schwingt sich zum drittgrößten Anbieter im weltweiten Markt auf.

IBM erlangt durch den Deal eine 18,9-prozentige Beteiligung an Lenovo, das ein neues Headquarter in New York eröffnen wird. Lenovo hat das Recht, den wertvollen Namen IBM sowie weitere Handelsmarken fünf Jahre lang weiterzuverwenden.

Foto: Lenovo

Der Deal ist eine der größten jemals von einer chinesischen Firma getätigten Übernahmen, auch wenn der Kaufpreis nur einen Bruchteil der geschätzt zehn Milliarden Dollar Umsatz ausmacht, den IBMs PC-Sparte in diesem Jahr erzielen wird. Lenovo zahlt 650 Millionen Dollar in bar sowie bis zu 600 Millionen Dollar in eigenen Aktien (wodurch IBM zu dem 18,9-prozentigen Anteil kommt) und übernimmt überdies Bilanzverbindlichkeiten von rund 500 Millionen Dollar.

Der chinesische Hersteller wird mit dem Kauf solide drittgrößter PC-Anbieter weltweit hinter Dell und Hewlett-Packard und bleibt Marktführer im boomenden heimischen Markt. IBM hatte vor der Übernahme laut Gartner rund fünf Prozent Marktanteil, Lenovo zirka drei Prozent.

IBM kann im Rahmen des Deals weiter an Service und Finanzierung der Lenovo-PCs verdienen. Es muss die Ergebnisse des margenarmen PC-Bereichs aber nicht länger in seine Bilanz aufnehmen, abgesehen von Gewinn oder Verlust seiner anteiligen Lenovo-Beteiligung. Wenn der Deal voraussichtlich im zweiten Quartal kommenden Jahres abgeschlossen wird, kann Big Blue einen einmaligen Zugewinn von 900 Millionen bis 1,2 Milliarden Dollar verbuchen.

Stephen Ward, derzeit Senior Vice President und General Manager von IBMs Personal Systems Group, wird nach Abschluss des Verkaufs neuer Chief Executive Officer (CEO) von Lenovo. Dessen bisheriger Chef Yuanqing Yang übernimmt als Chairman den Vorsitz des Verwaltungsrats.

IBM beweist mit dem Verkauf den Willen, seine schiere Größe hinter die Profitabilität zurückzustellen. Aber auch nach der Abgabe des PC-Geschäfts dürften Big Blues Einnahmen weiter höher sein als die von Hewlett-Packard: Analysten erwarten, dass HP im kommenden Jahr 84,49 Milliarden Dollar erlöst, IBMs Umsatz ohne das PC-Geschäft dürfte bei 91 Milliarden Dollar liegen, womit die Armonker weiterhin der weltgrößte IT-Konzern wären. Die Marktkapitalisierung von Big Blue ist mit 160 Milliarden Dollar mehr als doppelt so hoch wie die von Hewlett-Packard (63,7 Milliarden Dollar).

IBMs Chairman Samuel Palmisano, der selbst eine Zeitlang IBMs PC-Sparte geleitet hatte, schrieb in einer Mitteilung an seine Mitarbeiter, der Verkauf sei Teil von IBMs anhaltender Fokussierung auf große Kunden aus der Industrie und öffentlichen Hand. "Das PC-Geschäft übernimmt rapide die Charakteristika der Heim- und Consumer-Elektronik-Branche, wo Skaleneffekte, die Macht des Preises und die Konzentration auf inviduelle Nutzer und Käufer regieren", so Palmisano.

Der Deal wurde am frühen Mittwochmorgen in Peking angekündigt. Die Aktie von IBM hatte gestern zum Fixing an der New York Stock Exchange 1,6 Prozent leichter bei 96.10 Dollar notiert. (tc)