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Computer Associates mit Gewinn und Friedensangebot an die Behörden

26.05.2004

Der Softwareanbieter Computer Associates (CA) hat der US-Regierung die Zahlung von zehn Millionen Dollar Bußgeld angeboten, wenn sie die laufenden Ermittlungen wegen angeblichen Bilanzbetrugs beilegt. Wenngleich noch unklar ist, ob die Regierung den Handel annimmt, hat das Unternehmen aus Islandia, New York, im Ende März abgelaufenen vierten Geschäftsquartal 2003/04 bereits eine Rückstellung in dieser Höhe vorgenommen. Der Chief Operating Officer (COO) und Interims-Finanzchef Jeff Clarke deutete jedoch an, dass CA die Summe möglicherweise aufstocken müsse, damit US-Justizministerium und die US-Börsenaufsicht SEC die Angelegenheit beilegen.

Obwohl die Zahlen für das Berichtsquartal mit zwei Wochen Verspätung gemeldet wurden, konnten sie sich durchaus sehen lassen: So steigerte der Anbieter von System-Management-Software seinen Umsatz gegenüber dem Schlussquartal des vorangegangenen Geschäftsjahres um 10 Prozent auf 850 Millionen Dollar. Unter dem Strich erzielte CA einen Nettoprofit von 89 Millionen Dollar oder 15 Cent pro Aktie, verglichen mit einem Verlust von 106 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum. Sondereffekte ausgeklammert, schrieb die Softwareschmiede einen Pro-forma-Profit von 18 Cent je Anteil. Dem Unternehmen gelang es damit, die vor zwei Wochen ausgegebenen eigenen Prognosen zu erfüllen.

Eigenen Angaben zufolge profitierte CA im Berichtsquartal neben dem Verkauf der Tochtergesellschaft Accpac an Sage (Computerwoche.de berichtete) von vorangegangenen Kostensenkungen, während das Umsatzwachstum von der starken Nachfrage im Ausland und insbesondere in Europa getragen wurde. Da die Company inzwischen 44 Prozent ihrer Einnahmen im internationalen Geschäft erwirtschaftet, dürften positive Währungseffekte aufgrund des schwachen Dollars deutlich zu dem Umsatzplus beigetragen haben.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2003/04 kletterte der Umsatz im Jahresvergleich um acht Prozent auf 3,3 Milliarden Dollar. Das Nettoergebnis drehte von minus 267 Millionen auf plus 25 Millionen Dollar oder vier Cent je Aktie. Sondereffekte ausgeklammert, betrug der (Pro-forma-)Gewinn pro Aktie 61 Cent und entsprach damit der mittleren Erwartung der Analysten.

Das wegen seinen Bilanzierungsmethoden unter Beschuss geratene Unternehmen kündigte gleichzeitig eine konservativere Verbuchung von Umsätzen an. So will CA die über Reseller generierten Softwareerlöse künftig über die gesamte Laufzeit verbuchen, anstatt wie bisher einen Großteil davon bereits im Vorfeld zu erfassen. Der Konzern schätzt, dass der Nettoprofit im angebrochenen Geschäftsjahr durch die Verschiebung um rund 125 Millionen Dollar oder 13 Cent je Aktie sinken wird. Auf Pro-forma-Basis rechnet CA mit einem Gewinn zwischen 28 und 33 Cent pro Aktie bei Einnahmen von 3,5 bis 3,7 Milliarden Dollar.

Ursprünglich war das Zahlenwerk schon für den 12. Mai angekündigt. Die Finanzabteilung war jedoch wegen der gerade abgeschlossenen Revision älterer Bilanzen nicht rechtzeitig mit den Berichten fertig geworden. CA hatte im letzten Monat CEO Sanjay Kumar im Zuge des Bilanzskandals entmachtet. Ein Nachfolger ist noch nicht ernannt, außerdem such CA noch einen neuen Finanzchef. Interims-CEO ist das Board-Mitglied Kenneth Cron. (mb)