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Salesforce.com muss Börsengang erneut verschieben

18.05.2004

Wegen einer Verletzung der Schweigefrist (Quiet Period) ist der CRM-Anbieter Salesforce.com gezwungen, die für kommende Woche angesetzte Erstemission von Aktien zu verschieben. Das IPO (Initial Public Offering) soll nun im nächsten Monat stattfinden. Grund für die Aussetzung ist Presseberichten zufolge ein längerer Artikel über den Salesforce-Gründer und –CEO Marc Benioff, der am 9. Mai in der "New York Times" erschien. Zwar wich Benioff Fragen bezüglich des anstehenden IPO mit Verweis auf die von der US-Börsenaufsicht SEC auferlegte Schweigefrist aus. Weil aber der Artikel innerhalb der 14-tägigen Quiet Period vor dem Börsengang veröffentlicht wurde, einigten sich Benioff und SEC, den auf bis zu 85 Millionen Dollar geschätzten IPO zu verschieben.

Überdies erschien am vergangenen Freitag ein zweiter Artikel über den Salesforce-CEO in der "New York Times". Darin wurde die Frage aufgeworfen, warum Benioff im Vorfeld des IPOs 8,4 Millionen Aktien des Unternehmens verkauft hatte. Zudem habe der Unternehmensgründer im Emissionsprospekt nicht aufgeführt, wann und für wie viel Geld er die Anteile veräußert habe. Dieser jüngere Bericht habe allerdings nicht zu der Verschiebung des IPO-Termins geführt, erfuhr der News-Dienst "Cnet" aus Insider-Kreisen. Der Reporter habe nichts entdeckt, was der SEC neu war. Offiziell verweigert Salesforce mit Verweis auf die Schweigefrist jegliche Stellungnahme.

Der mit Spannung erwartete Börsengang war bereits Mitte April wegen einer Umstellung der Bilanzierung verschoben worden (Computerwoche.de berichtete). Damals hatte sich die SEC an der Art gestoßen, wie Salesforce.com neuerdings die Kosten für Verkaufsprovisionen bilanziert. Hatte der Siebel-Konkurrent zuvor die Provision für Mehrjahresverträge im Quartal des Vertragsabschlusses ausgewiesen, so wurde sie ab 2003 über die gesamte Laufzeit des Vertrages hinweg verbucht – was durchaus den Vorschriften nach US-Gaap entspricht. Da dieser Schritt auf dem Papier schlagartig für eine höhere Profitabilität sorgte, verlangte die SEC jedoch, dass die Company vor dem IPO bei den Aktionären für mehr Transparenz sorgt, indem sie die Bilanzierungsmethode auch auf die vorangegangenen Geschäftsjahre anwendet. (mb)