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Dell und SAP erweitern Partnerschaft

29.04.2004

Der Direktanbieter Dell baut seine langjährige Partnerschaft mit der SAP aus und bietet künftig für gemeinsame Kunden Professional Services und technischen Support an. Beide Firmen bedienen bereits rund 5000 Anwender gemeinsam und betreiben dazu drei Kompetenz-Zentren in Walldorf, Austin (Texas) und Kawasaki (Japan). Sie sehen trotzdem noch jede Menge Wachstumspotenzial. "Wir glauben und erwarten, dass wir unseren Markanteil bei SAP-Installationen in den kommenden zwei Jahren mehr als verdreifachen und für Dell zu einem Markt von über einer Milliarde Dollar machen können", erklärte Firmengründer Michael Dell bei einem Business Strategy Update vor Finanzanalysten in New York.

Kunden sollen nach dem Willen von Dell verstärkt von proprietären, meist RISC-Unix-Plattformen auf Intel-basierende Cluster aus PC-Servern unter den Betriebssystemen Windows oder Linux umsteigen. Profitieren sollen die Anwender dabei nicht zuletzt von geringeren Gesamtkosten (Total Cost of Ownership).

SAP-Chef Henning Kagermann war eigens nach New York gereist, um die erweiterte Partnerschaft gemeinsam mit Michael Dell anzukündigen. Nach der Veranstaltung stand er unseren Kollegen von der "Computerworld" Rede und Antwort.

CW: Empfehlen Sie Ihren Kunden, auf Dell-Cluster aus Zwei- und Vier-Wege-Servern umzusteigen?

KAGERMANN: Nein, das können wir nicht. Wir haben Benchmarks, und diese sind Standardtests für alle wichtigen Hardwareanbieter. Wenn Dell hier sehr gute Werte erzielen kann, wie wir im Standardbereich gesehen haben, dann sehen das alles Kunden weltweit, die Wahl bleibt ihnen überlassen. SAP tätigt niemals Empfehlungen. Die Wahl trifft der Kunde. Das ist sehr wichtig, weil die Anwender wollen, dass wir möglichst neutral sind.

CW: Erwarten Sie angesichts der Benchmarks, dass viele Ihrer großen SMP-Kunden auf Zwei- und Vier-Wege-Cluster wechseln?

KAGERMANN: Es gibt hier Momentum, ja. Wie stark? Das wird sich zeigen. Aber wenn Sie die Installationen in den vergangenen Quartalen betrachten, dann sehen wir sicher einen Trend.

Viele Ihrer Kunden betreiben Ihre System auf den großen Sun- und IBM-Boxen. Befürchten Sie, dass einige von diesen über die Partnerschaft mit Dell befremdet sein werden?

KAGERMANN: Nein. Alle diese Kunden haben, als sie in Hardware investiert haben, die damaligen Benchmarks angeschaut. Benchmarks sind für SAP nicht neu. Wir haben damit in den 90ern begonnen, weil mit der Verbreitung von Unix immer auch die Frage war, welches Derivat das beste sei. Jetzt gibt es neue Player, und Michael Dell ändert die Spielregeln. Für neue Kunden gibt es jetzt neue Benchmarks. Aber das bleibt dem Kunden überlassen.

CW: Wo profitiert SAP von der Partnerschaft mit Dell? Eher bei Migrationen oder eher bei Neukunden?

KAGERMANN: Ich denke, die Sache passt am besten in die Total-Cost-of-Ownership-Geschichte. Unsere beiden Firmen haben wirklich die gleiche Vision. Wir wollen für unsere Kunden die Gesamtkosten senken.

CW: Verzeichnen Sie Wachstum im SMP-Markt, bei den großen Systemen? Bekommen Sie dort viele neue Installationen?

KAGERMANN: Unsere Installation steigen jedes Jahr. Es kommen jährlich 4000 bis 5000 neue SAP-Installationen dazu. Unix ist immer noch eine große, große Plattform, aber es gibt eine Tendenz in Richtung anderer Plattformen, sprich Windows und Linux.

CW: Wo funktioniert ein Zwei- bis Vier-Wege-Cluster nicht?

KAGERMANN: Im Prinzip funktioniert er überall. Ein Fragezeichen steht, soviel kann ich jetzt beantworten, hinter sehr, sehr großen Datenbank-Servern. Bei einer SAP-Implementierung ist das kritischste Element normalerweise der Datenbank-Server. Und wenn der Anwender sehr groß und in Richtung Highend ist, dann braucht er ein sehr gutes Failover, falls die Datenbank ausfällt. Das sind die kritischsten Ressourcen, und hier sind die Anwender am konservativsten, würde ich sagen.

Andererseits gibt es in einer SAP-Umgebung auch viele Anwendungs-Server. Und diese sind aus Architektursicht als Low-Cost-Server ausgelegt. Wenn Sie in Ihrer Implementierung mehr Durchsatz brauchen, dann packen Sie einfach zwei oder drei Application Server dazu, die dann parallel laufen.

CW: Wie schätzen Sie die Entwicklung im Bereich 64 Bit ein? Intel bringt im Sommer den Xeon mit 64-Bit-Erweiterungen, und der Opteron von AMD ist schon verfügbar.

KAGERMANN: Durchwachsen. Es gibt Bedarf, aber nicht alle Kunden interessieren sich dafür. Ein gemischtes Bild, würde ich sagen. (tc)