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Gates: Longhorn wird Open Source

01.04.2004
Microsoft sei bei der Entwicklung des Windows-XP-Nachfolgers auf die Open-Source-Community angewisen, sagte Bill Gates auf dem Gartner-Symposium "ITxpo 2004" in San Diego.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Microsoft-Gründer Bill Gates drückte sich Anfang der Woche auf dem Gartner-Symposium "ITxpo 2004" in San Diego zwar darum herum, einen genauen Erscheinungstermin für den Windows-XP-Nachfolger "Longhorn" zu nennen, kündigte jedoch eine Alpha-Version des neuen Betriebssystems an, die "jeder anschauen kann" (Computerwoche.de berichtete). Ob es sich dabei bereits um eine funktionsfähige Version oder lediglich um eine weitere Preview wie im Oktober 2003 (Computerwoche.de berichtete) handeln wird, ließ Gates offen. Erst auf drängende Fragen der anwesenden Journalisten äußerte sich der Chief Software Architekt gestern präziser.

Den massiven Entwicklungsaufwand im Hinblick auf künftige Sicherheitsanforderungen wie Schutz vor Internet-Würmern und Single-sign-on, die damit verbundenen technischen Änderungen im Dateisystem und in der Anbindung an hardwarenahe Komponenten wie das Bios (Basic Input/Output System) könne selbst ein Unternehmen wie Microsoft nicht mehr alleine bewältigen. Dies seien unter anderem Gründe für die Verzögerungen in der Fertigstellung von Longhorn, dessen ursprünglich für Herbst 2005 geplante Markteinführung sich auf voraussichtlich Ende 2006 bis Anfang 2007 verschieben werde.

Auf Fragen, wie Microsoft die Probleme lösen wolle, antwortete Gates: "Ohne Mithilfe der Open-Source-Community ist das nicht zu machen". Um diese zur Mitarbeit zu bewegen, werde Microsoft das Shared-Source-Programm ausbauen und den Quellcode von Windows ganz offen legen - allerdings nicht zu den Bedingungen der GPL (GNU General Public License). Vielmehr werde in Redmond ein eigenes Lizenzmodell entwickelt, das "eine einheitliche und standardisierte Entwicklung des Betriebssystem" garantiere, dabei aber geistigen Diebstahl verhindern werde.

Stephen Walli, Business Development Manager der Platforms Group von Microsoft, hatte bereits am Dienstag angekündigt, dass Microsoft quelloffene Software bringen werde. Er schloss jedoch Kernkomponenten von Windows aus einem möglichen Open-Source-Programm aus (Computerwoche.de berichtete).

Sowohl Walli als auch Gates sehen trotz der großen Skepsis gegenüber quelloffenen Konzepten große Chancen in Open Source. Die Freigabe von Code würde Microsoft helfen, das Verhältnis zu Kunden zu vertiefen, so die Manager. (lex)