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Abtrünnige Italiener bringen Realtech in Not

25.03.2004

Der Walldorfer SAP-Dienstleister Realtech AG rechnet im laufenden Jahr mit rückläufigen Einnahmen und strebt nur noch ein ausgeglichenes Betriebsergebnis an. Als Grund nannte Finanzvorstand Michael Knopp auf der Telefonkonferenz am heutigen Donnerstag im Wesentlichen die "besonderen Vorkommnisse" bei der italienischen Landesgesellschaft Realtech Italia. Laut Knopp hat dort eine Vielzahl von hochkarätigen Mitarbeitern das Unternehmen sehr kurzfristig verlassen und Kunden mitgenommen. Die "unschöne Situation" bei der - mit einem Umsatzanteil von 40 Prozent - wichtigsten Realtech-Tochter soll konzernweit zu einem Einnahmenrückgang um zehn bis 15 Prozent gegenüber 2003 führen. Gleichzeitig werden davon auch Marge und Ergebnis beeinträchtigt. So erwartet der IT-Dienstleister nun lediglich ein ausgeglichenes operatives Ergebnis. Unter dem Strich rechnet Realtech erneut mit einem Nettoverlust.

Bereits im Geschäftsjahr 2003 konnte das Walldorfer Unternehmen mit seinen Resultaten nicht gerade überzeugen: So sank der Jahresumsatz nach endgültigen Zahlen gegenüber 2002 um drei Prozent auf 55,3 Millionen Euro. Dabei lagen die Einnahmen im Softwaresegment mit 8,5 Millionen Euro in etwa auf Vorjahresniveau. Die Erlöse der wesentlich wichtigeren Consulting-Sparte fielen dagegen um drei Prozent auf 46,8 Millionen Euro. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) ging gleichzeitig von 1,9 Millionen auf 1,4 Millionen Euro zurück. Unter dem Strich rutschte Realtech nach einer Abschreibung auf die Beteiligung an der Grau Data Storage AG in Höhe von 700.000 Euro sogar leicht rote Zahlen: Das Nettoergebnis drehte von plus 300.000 auf minus 300.000 Euro.

Das mäßige Abschneiden war sicher ein Grund für die jüngsten Veränderungen in der Chefetage. Wie Realtech am Dienstag mitteilte, hat der Aufsichtsrat Nicola Glowinski und Rudolf Caspary in den Vorstand berufen. Gleichzeitig zieht sich der bisherige Vorstandsvorsitzende und Firmengründer Daniele Di Croce von den aktiven Führungsaufgaben zurück und scheidet aus dem Gremium aus, das künftig gemeinsam mit Knopp aus drei Mitgliedern besteht. Glowinski wird neue Vorstandsvorsitzende (CEO) und verantwortet die Ressorts Vertrieb und Marketing sowie Consulting-Lösungen. Caspary ist künftig Technikvorstand (CTO) und kümmert sich um das Ressort Softwareentwicklung (Computerwoche.de berichtete). (mb)