AS/400: In die Jahre gekommen, aber nicht gealtert

11.03.2004
Von 
Ludger Schmitz war freiberuflicher IT-Journalist in Kelheim. Er ist spezialisiert auf Open Source und neue Open-Initiativen.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die I-Series und ihr Vorgänger AS/400 sind eine der erfolgreichsten Server-Familien der IT-Geschichte. Und genau das bereitet ihrem Hersteller IBM Kopfzerbrechen. Die Anwender sind den Systemen so treu, dass sie Neuerungen reserviert gegenüberstehen.

IBM lebt mit einer Midrange-Legende. Alle Welt redet von der 1988 eingeführten AS/400, selbst wenn es um die Nachfolgegeneration I-Series geht. Über 780.000 AS/400 beziehungsweise I-Series-Rechner hat IBM weltweit an mehr als 300.000 Kunden verkauft. 35 Millionen Menschen erledigen täglich mit Hilfe dieser Systeme ihre Arbeit. Allein in Deutschland sind 12.000 bis 15.000 Rechner in Betrieb, davon noch etwa 30 Prozent vom Typ AS/400. IBM weiß die Zahlen selbst nicht genau.

IBMs Midrange-Familie I-Series bietet Rechenpower bis zur Mainframe-Klassse. (Foto: IBM)
IBMs Midrange-Familie I-Series bietet Rechenpower bis zur Mainframe-Klassse. (Foto: IBM)

Der Erfolg gründet sich auf mehrere Faktoren: Der unbedeutendste dürfte sein, dass einstige Midrange-Konkurrenten wie Nixdorf mit der 8870 und zuletzt Hewlett-Packard mit der Reihe 3000 nicht mehr in diesem Markt vertreten sind. Wichtiger ist, dass IBM starkes Gewicht auf die Kooperation mit lokalen IT-Unternehmen gelegt hat. Ende der 90er Jahre zog sich Big Blue sogar fast ganz aus dem Direktverkauf zurück. Heute hat IBM in Deutschland 275 I-Series-Partner. Diese Firmen haben einen Großteil der rund 7200 weltweit verfügbaren Programme entwickelt. Über diesen Vertriebskanal erwirtschaftet IBM inzwischen mehr als 90 Prozent seiner I-Series-Umsätze.

Ein wichtiges Kennzeichen dieser Server-Reihe ist Kontinuität. Selbst als IBM ab 1995 die Power-Prozessoren einführte und damit auf die Risc-Architektur und 64-Bit-Computing umstieg, bedeutete das keinen Bruch. Denn bei der AS/400 ebenso wie bei der I-Series setzt das Betriebssystem OS/400 - heute in Version 5, Release 2 - nicht unmittelbar auf die Hardware auf. Zwischen beiden liegen zwei Layer, der "System Licensed Internal Code" (Slic) und das "Technology Independent Machine Interface" (Timi). Diese machen es möglich, Software - namentlich Linux-Programme - im 32-Bit-Modus auf der neuen 64-Bit-Hardware laufen zu lassen.

IBM muss für neue Maschinen nur recht bescheidene Modifikationen der Microcode-Layer vornehmen. Dadurch ist die I-Series-Hardware technisch state-of-the-art, was alle Analysten, Berater und Anwender bestätigen. Und ihre Leistungsfähigkeit reicht mit dem 32-Wege-Topmodell i890 in den Mainframe-Bereich. Dabei ist der Power-4-Prozessor mit 1,3 Gigahertz nicht einmal sehr schnell getaktet. Das Geheimnis sind sehr schnelle Kanäle zwischen den Hardwarekomponenten und I/O-Verbindungen.