Web

Sun bringt Ultrasparc-IV- und Opteron-Server

10.02.2004
Seinen neuen Ultrasparc-IV-Chip mit zwei Cores bezeichnet Sun kurzerhand als "einzelne CPU mit zwei Threads" - Grund sind wohl die üblichen Softwarepreise pro Prozessor.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Im Rahmen seines heutigen Quartalsupdates kündigt Sun Microsystems seine neueste RISC-Chipgeneration "Ultrasparc-IV", darauf basierende neue "Enterprise"-Server, seine erste Maschine mit "Opteron"-Prozessoren von AMD sowie ein neues Dual-Xeon-Blade an. Einen Tag nach HPs Vorstellung des "PA-8800" mit zwei Cores zieht somit auch Sun endlich gleich mit IBM, dessen "Power4"-Prozessor schon seit geraumer Zeit mit zwei Prozessorkernen arbeitet. Sun selbst spricht allerdings von "Chip-Multithreading" und nicht von Multicore-Prozessoren - mehr dazu später.

Ultrasparc-IV - zwei Cores oder Chip-Multithreading?

Der intern mit dem Codenamen "Jaguar" titulierte Ultrasparc-IV kombiniert jedenfalls im Wesentlichen zwei Ultrasparc-III-"Cheetah"-Cores (datierend von Ende 2000) auf einem Stück Silizium. Der neue Prozessor ist nicht pinkompatibel zum Ultrasparc-III. Er verwendet zwar das gleiche Packaging und nimmt auch dank eines verbesserten Fertigungsprozesses beim Foundry-Partner Texas Instruments mit 130 Nanometer Strukturbreite und Kupfer/Low-k-Dielectric ungefähr gleich viel Platz ein. Gegenüber dem Ultrasparc-III weist er allerdings einige zusätzliche Pins für die Ansteuerung spezifischer Bereiche durch die System-Boards auf. Upgrades von Ultrasparc-III auf IV sind daher nur auf Board-Ebene möglich. Cheetah- und Jaguar-Boards lassen sich dabei innerhalb eines Servers beliebig kombinieren.

Die erste Generation des Ultrasparc-IV taktet mit 1,05 oder 1,2 Gigahertz und wird als Update für Besitzer vorhandener "Sun-Fire"-Server sowie für die neuen "Enterprise"-System eingesetzt. Eine Erhöhung der Taktrate dürfte noch in diesem Jahr machbar sein, in der ersten Hälfte 2005 soll die Chipfertigung dann auf einen 90-Nanometer-Prozess umgestellt werden, der durch Nutzung von Strained Silicon noch zusätzlich kleinere Transistoren ermöglicht. Wenn Sun mit diesem "Ultrasparc-IV+" wettbewerbsfähig gegenüber IBM und HP sowie dem Sparc-Lizenznehmer Fujitsu (Siemens) bleiben will, dann muss hier spätestens die 2-Gigahertz-Mauer fallen - je nachdem wie die Fertigung läuft, sollten laut "Computerwire" zwischen 2 und 3 Gigahertz herauskommen.

Rätselraten um das Preis-Leistungs-Verhältnis

Bis es so weit ist, dürften die Jaguar-Prozessoren und auch die neuen Server-Modelle den Sun-Kunden wohl eher ein Runzeln auf die Stirn oder wahlweise ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Seit zwei Jahren werden die Klagen der Anwender lauter, die Ultrasparc-III-Maschinen hielten in Sachen Preis-Leistungs-Verhältnis nicht Schritt mit vor allem IBMs aggressivem Pricing der Power4-"Regatta"-Server. Laut Steve Campbell, Vice President der Enterprise System Group von Sun, sollte der Ultrasparc-IV mit 1,2 Gigahertz bei durchschnittlichen Workloads die rund 1,8-fache Leistung eines gleich getakteten Single-Core-Ultrasparc-III erreichen.

Im Schnitt, so Campbell, sei ein Jaguar-basierender Enterprise Server mit einer bestimmten Anzahl Two-Core-Chips rund 35 Prozent teurer als eine Cheetah-basierende Maschine mit der gleichen Anzahl Prozessoren (aber nur halb so vielen Prozessorkernen), was einer Verbesserung beim Preis-Leistungs-Verhältnis von 50 Prozent entspreche. "Computerwire" kommt beim Nachrechnen indes nur auf 25 Prozent. Hier kommt Suns bereits erwähnte Sprachregelung ins Spiel, der Ultrasparc-IV sei eben kein Dual-Core-Prozessor, sondern ein einzelner Prozessor mit zwei Threads.

Die Lösung: Es geht um die Softwarepreise

Sun war traditionell immer mehr an der Leistung von Multithreaded-Anwendungen interessiert und hat in der Vergangenheit stets Systeme mit mehr CPUs entworfen als der Wettbewerb. Ein Ultrasparc-III-Server mit 72 Wegen mag zwar von der Leistung her an eine 32-Wege-Power4-Maschine von IBM heranreichen. Da aber leider die Softwarepreise pro CPU berechnet werden, sind Datenbanken, Middleware und Anwendungssoftware auf der Sun-Maschine mehr als doppelt so teuer wie auf dem IBM-System. Und deswegen bezeichnet Sun den Ultrasparc-IV als einzelnen Prozessor. Fragt sich nur, ob die ISVs (Independent Software Vendors) diese Sichtweise akzeptieren - dann wäre nämlich ein Regatta-Server von Big Blue auch nur eine 16-Wege-SMP-Maschine und nicht eine mit 32 Wegen.

Aus Sun Fire mach' (wieder) Enterprise

An der Sparc-Server-Front präsentiert Sun drei neue Midrange- und zwei neue Enterprise-Systeme. Diese unterstützen doppelt so viel Hauptspeicher wie ihre Vorgänger. Als interne Massenspeicher sind weiterhin SCSI-Festplatten mit 36 und 73 GB erhältlich, für Harddisks mit 146 GB Kapazität läuft zurzeit die Zertifizierung. "Computerwire" erwartet historisch, dass die Basiskonfigurationen der neuen Maschinen zunächst nur mit der 1,05-Gigahertz-Version des Ultrasparc-IV zu haben sein werden, die 1,2-GHz-Variante bleibt vermutlich so lange größeren Systemen vorbehalten, bis TI seinen Ausstoß entsprechend anpassen kann.

Der "Enterprise 2900" lässt sich mit vier bis zwölf Prozessoren - das heißt acht bis 24 Cores - bestücken und unterstützt keine dynamischen Domains. Im Wesentlichen steckt dahinter wohl ein "Sun Fire V1280" mit Unterstützung für den Jaguar-Chip. Die Grundausstattung kostet ab 99.000 Euro, erhältlich ist der Server ab April. Der "Enterprise 4900" skaliert gleichfalls von vier bis zwölf Ultrasparc-IVs und bietet maximal zwei dynamische Domains (die optional und nicht Plicht sind). Die Grundkonfiguration kostet ab 300.000 Euro und ist ab März zu haben. Upgrade-Kits - vermutlich für vorhandene Sun Fire 4800s - soll es ab 15.000 Dollar geben (Euro-Preise sind hier noch nicht bekannt).

Der "Enterprise 6900" schließlich kann vier bis 24 Jaguars (acht bis 48 Cores) aufnehmen und bietet bis zu vier dynamische Domains. Er ist gleichfalls ab März für 390.000 Euro in der Grundversion erhältlich, Upgrade-Kits beginnen bei 30.000 Dollar. Im Highend gesellen sich dazu der "Enterprise 20K" mit bis zu 36 Prozessoren sowie der "Enterprise 25K" mit maximal 72 Ultrasparc-IVs. Beide Maschinen kommen im April auf den Markt und kosten in der Grundausstattung ab 670.000 respektive ab 930.000 Euro.

Preisvergleiche

Mit einigen konkreten Vergleich will Sun interessierten Kunden den Unterschied zwischen Cheetah- und Jaguar-basierenden Systemen verdeutlichen. Beispielsweise kostet ein "Enterprise 6900" mit 16 auf 1,05 Gigahertz getakteten Ultrasparc-IVs (mithin 32 Cores) und 64 GB Hauptspeicher 660.000 Dollar. Eine mit 16 gleich schnellen Ultrasparc-IIIs bestückte "Sun Fire 6800" und ebenfalls 64 GB Memory gibt es für 490.000 Dollar. Baut man in den Enterprise 6900 stattdessen 1,2 Gigahertz schnelle Prozessoren ein, steigt der Preis auf 773.000 Dollar - ein Premium von 17 Prozent für rund 14 Prozent mehr Leistung. Beschleunigt man die Sun Fire 6800 ebenfalls auf 1,2 Gigahertz, zahlt man dafür 578.000 Dollar - 18 Prozent mehr für gleichfalls rund 14 Prozent mehr Power.

Der Listenpreis einer "Sun Fire 15K" mit 48 Ultrasparc-IIIs mit 1,05 Gigahertz und 192 GB Arbeitsspeicher liegt bei 1.636.000 Dollar. 2.239.000 Dollar sind für eine "Enterprise 25K" mit 48 Dual-Core-Ultrasparc-IVs mit gleichfalls 1,05 Gigahertz und 192 GB Hauptspeicher fällig; laut Sun 27 Prozent mehr Geld für ein System, das 80 Prozent mehr leistet - eine Preis-Leistungsverbesserung von rund 24 Prozent.

Weitere Hardwareneuheiten von der X86-Front

Weitere Neuheiten vom NC04Q1 sind Suns erster Opteron-Server "Sun Fire V20z" sowie ein neuer Zwei-Wege-Bladeserver mit Xeon-Prozessoren von Intel. Der V20z steckt in einem 1U hohen Rackmount-Gehäuse und kann maximal zwei Opterons der "Series 200" (1,6 bis 2,2 Gigahertz), bis zu 16 GB PC2700-Speicher in ECC-Ausführung sowie zwei Ultra320-SCSI-Platten mit je 73 GB aufnehmen. Ein CD-ROM-Laufwerk ist gleichfalls an Bord. Die Basisausstattung mit einer CPU, 1GB Speicher und einer 36-GB-Platte ist für 2795 Dollar gelistet, erhältlich ist der Server ab April.

Als Betriebssysteme kommen entweder die Linux-Distributionen von Red Hat oder Suse (32 oder 64 Bit) sowie Solaris in Betracht. Solaris x86 gibt es bislang nur in der 32-Bit-Ausführung, 64-Bit-Unterstützung folgt irgendwann im (Spät-)Sommer - dann dürften auch eine Vier-Wege-Maschine "V40z" und womöglich ein "V80z" mit acht Opterons folgen. Unklar ist, ob der V20z ein verkapptes OEM-Produkt (beispielsweise von Newisys oder Celestica) oder ein echtes Sun-Eigengewächs ist.

 

Das neue Blade "BX200" passt in das gleiche 3U hohe Chassis wie die bisherigen "BX100"-Uniprozessor-Blades auf Basis des AMD "Athlon XP-M 1800+" mit physikalischen 1,53 Gigahertz Taktfrequenz. Die Bestückung mit zwei Low-Voltage-Xeon-Prozessoren fordert allerdings insofern ihren Tribut, als dass das neue Blade doppelt so breit ist und insofern nur mit acht halb so viele davon in das Chassis passen.

Das BX200 kann mit 2 oder 4 GB Hauptspeicher bestückt werden und verfügt über vier Gigabit-Ethernet-Schnittstellen. Als Festplatte kommt ein IDE-Laufwerk mit 30 GB zum Einsatz. Erhältlich ist das neue Blade ab sofort für 3790 Dollar in der Grundausstattung. (tc)