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EU-Kommission setzt Prüfung von Oracles Übernahmeplan aus

12.01.2004

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der Datenbankriese Oracle gerät bei der geplanten Akquisition des Wettbewerbers Peoplesoft weiter in Zeitverzug: Wie am heutigen Montag bekannt wurde, hat die EU-Kommission die Untersuchung des Übernahmeangebots vorübergehend eingestellt. Die Kommission benötige weitere Informationen, um mit der Prüfung fortfahren zu können, teilten die Wettbewerbshüter in Brüssel anlässlich der Veröffentlichung einer aktualisierten Liste von Übernahmen und Fusionen mit. Sobald die benötigten Details von Oracle vorlägen, werde ein neuer Termin für die Urteilsfindung festgesetzt. Ursprünglich hatte sich die Wettbewerbshüter bis Ende März Bedenkzeit ausgebeten, um über den Fall zu entscheiden. Die Bekanntgabe der Ergebnisse einer entsprechenden Untersuchung des US-Justizministeriums wird nach wie vor Anfang März erwartet.

Bereits Mitte November hatte sich gezeigt, dass die EU-Kommission den geplanten Zusammenschluss nicht auf die leichte Schulter nehmen wird (Computerwoche online berichtete). Damals kündigte die Behörde eine eingehende Untersuchung an, um die Auswirkungen einer möglichen Fusion auf den Markt für Unternehmenssoftware zu durchleuchten. Stirnrunzeln verursache dabei insbesondere der Umstand, dass SAP nach der Fusion in einigen Märkten als einziger großer Konkurrent von Oracle übrig bleiben würde. Daneben will die EU-Kommission auch mögliche Effekte auf den Markt für relationale Datenbanken untersuchen, wo Oracle eine besonders starke Position innehält.

Wegen des geringen Interesses der Peoplesoft-Aktionäre an der Oracle-Offerte stehen die Chancen auf eine baldige Übernahme ohnehin schlecht: Kurz vor Weihnachten wurden dem Datenbankriesen nur noch 12,4 Millionen oder gerade einmal 3,3 Prozent der insgesamt in Umlauf befindlichen Anteilscheine zugesagt und nicht zurückgezogen. Im Oktober waren es noch 24,8 Millionen Peoplesoft-Aktien gewesen, Anfang September 39 Millionen.

Aufgrund des geringen Zuspruchs und der Verzögerung durch die Untersuchungen der Kartellbehörden musste Oracle sein Angebot inzwischen zum vierten Mal verlängern. Die aktuelle Offerte - Oracle will für jede Aktie 19,50 Dollar und damit insgesamt 7,5 Milliarden Dollar zahlen - gilt bis zum 13. Februar. (mb)