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Jahresrückblick 2003 Juli bis September

Als die IT-Branche erwachsen wurde (III)

02.01.2004
2003 war ein Jahr, in dem sich die Firmen die Wunden leckten. Konsolidierung war ein Schlagwort wie auch Kostenreduzierung um jeden Preis. Das Thema Outsourcing kam bei deutschen Firmen, insbesondere aus der Finanzwelt, ganz groß in Mode. Genauso groß waren aber auch die Flops, die die Auslagerung von IT mit sich brachte. Überhaupt war es das Jahr von Pleiten, Pech und Pannen.

JULI

EMC, Anbieter von Massenspeichersystemen und Speichersoftware, kauft im Sommer Legato Systems für 1,3 Milliarden Dollar und erwirbt gleichzeitig die Rechte an der Produktlinie "Patrol Storage Manager" von BMC. Der Legato-Kauf wird komplett im Aktientausch abgewickelt.

In Deutschland kündigt sich im Hochsommer eine Posse an, die ihresgleichen sucht und irgendwie in das Land passt, das sich zunehmend mit sich selbst beschäftigt und in der eigenen Problemdiskussion zu ersticken droht: Hauptdarsteller sind ein Bundesministerium und zwei weltweit agierende Großkonzerne. Anfang Juli warnen Vertreter des Deutschen Speditions- und Logistikverbands (DSLV) davor, das Lkw-Mautsystem auf Deutschlands Autobahnen zum 31. August zu starten.

Die technischen Probleme seien vielfältig, es drohe das totale Chaos auf den Schnellstraßen. Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe wiegelt ab, will von den Bedenkträgern nichts wissen. DaimlerChrysler (DC) und die Deutsche Telekom, die gemeinsam mit dem französischen Autobahnbetreiber Cofiroute in dem Joint Venture Toll Collect das Mautsystem aufbauen sollen, bekommen die Schwierigkeiten aber nicht in den Griff. Von nun an wird das Lkw-Maut-System zum innenpolitischen Zankapfel.

Ende Juli kauft sich Business Objects den Konkurrenten Crystal Decisions für 830 Millionen Dollar. Damit entsteht ein neues Schwergewicht im Markt für Analyse- und Reporting-Tools. Crystal Decisions bringt seine Berichts- und Analysewerkzeuge in die Ehe ein, Business Objects kann mit einer umfassenden Produktsuite für Business Intelligence (BI) aufwarten.

Großreinemachen mitten im Sommer auch bei EDS Deutschland: Der weltweit zweitgrößte IT-Dienstleister hat von seinem neuen Chef Michael Jordan eine strategische Neuausrichtung verpasst bekommen, wonach man sich auf die Kernthemen IT-Outsourcing und Business Process Outsourcing konzentrieren will. Das Projektgeschäft spielt in Jordans Überlegungen keine Rolle mehr. Ergo werden nach den Berechnungen des EDS-Chefs auch weltweit rund 2700 Arbeitsplätze obsolet, 800 davon in Deutschland.

Bei der Software AG hat Karl Heinz Achinger als Interimschef einen alten Bekannten als Nachfolger auf dem Chefposten durchgedrückt: Karl-Heinz Streibich, zuletzt stellvertretender Vorsitzender der T-Systems International, wird zum 1. Oktober Vorstandsvorsitzender der SAG. Achinger kann sich wieder in den Aufsichtsrat zurückziehen.