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China setzt auf DVD-Alternative EVD

19.11.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Das Pekinger Unternehmen E-World Technology hat mit Unterstützung der chinesischen Regierung eine Alternative zur DVD (Digital Versatile Disk) entwickelt. Das EVD-Format (Enhanced Versatile Disk) basiert auf den von On2 Technologies lizenzierten Video-Komprimierungstechnologien "VP5" und "VP6", während die DVD MPEG2 (Moving Picture Experts Group 2) zur Kodierung von Bild- und Tonmaterial nutzt.

Zudem soll in einem Joint Venture mit Coding Technologies, Anbieter von Audio-Kompressionstechnologien, der Audio-Codec "EAC 2.0" entwickelt werden. Dabei handelt es sich um eine Weiterentwicklung von EAC (Enhanced Audio Codec) auf der Basis der SBR-Technologie (Spectral Band Replication) von Coding Technologies. Das Kompressionsformat ist bereits für das chinesische EVD-Format spezifiziert. Mit SBR lassen sich laut Hersteller Bandbreiten erweitern, so dass bei halber Bit-Rate die gleiche Tonqualität erreicht werden kann.

Branchenvertreter in China versprechen sich durch das Lizenzabkommen mit On2 jährliche Einsparungen von mehreren Millionen Dollar. So werden pro produziertem EVD-Abspielgerät lediglich zwei Dollar Lizenzgebühren fällig. Beim DVD-Player sind es 13,8 Dollar. Außerdem verlangt On2 keine Abgabe auf EVD-Medien. Für die Verwendung der Video-Codecs hat E-World einmalig eine Million Dollar gezahlt. Das Abkommen gilt für die Länder China und Hongkong, Macao sowie Taiwan. Laut On2-Geschäftsführer Douglas McIntyre ist auch der Abschluss eines weltweiten Lizenzvertrags denkbar.

Ob die EVD die DVD auf dem weltweit größten Markt China verdrängen wird, bleibe abzuwarten, meinen Experten. Auch dass sich das neue Format außerhalb Chinas verbreiten werde, sei zweifelhaft. Denn die Digital Video Disc habe sich mittlerweile quasi als Standard etabliert. Allein in China gebe es über 100 Hersteller, die im vergangenen Jahr von 30 Millionen produzierten DVD-Spielern 20 Millionen exportiert hätten. Lediglich fünf dieser Firmen haben angekündigt, EVD-Produkte zu fertigen.

Des Weiteren spricht der trotz niedriger Lizenzgebühr hohe EVD-Gerätepreis gegen die neue Technologie. Laut E-World-Chef Hao Chieh kostet ein EVD-Player mit 230 Dollar rund doppelt so viel wie ein DVD-Spieler. Selbst wenn sich die Technologie in China durchsetze, sei nicht mit einer internationalen Verbreitung zu rechnen, sagte Davis Jayalath, Chefanalystin bei Screen Digest. So habe sich zum Beispiel noch kein Filmstudio bereit erklärt, seine Titel auf EVD zu veröffentlichen. (lex)