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Open Text will Ixos kaufen

21.10.2003
Das kanadische Softwareunternehmen Open Text hat ein Übernahmeangebot für den Münchner Archivspezialisten Ixos Software abgegeben. Damit setzt sich die Konsolidierung im Markt für Enterprise Content Management fort.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Das kanadische Softwareunternehmen Open Text hat ein Übernahmeangebot für den Münchner Archivspezialisten Ixos Software abgegeben. Damit setzt sich die Konsolidierung im Markt für Enterprise Content Management (ECM) fort.

"Ein sehr attraktives Angebot" habe Open Text den Ixos-Aktionären gemacht, kommentierte Ixos-Chef Robert Hoog den heute Morgen bekannt gegebenen Deal. Statt von einer Übernahme zu reden, nannten die beteiligten Unternehmen das Ergebnis der Verhandlungen lieber ein "Business Combination Agreement". Am Ergebnis ändert dies jedoch nichts, denn faktisch will Open Text die Münchner Softwerker übernehmen. Geboten sind neun Euro je Aktie in bar; optional ist ein Aktientauschmodell, das einen Gegenwert von knapp über zehn Euro pro Ixos-Papier hat. Somit summiert sich die Transaktion auf einen Gegenwert zwischen 199 Millionen und 223 Millionen Euro.

Von welcher Seite die Initiative für den Zusammenschluss ausgegangen ist, wollte Hoog nicht sagen: "Beide Unternehmen haben ein gemeinsames Interesse entwickelt." Dies mag auch für den Großaktionär von Ixos gegolten haben. Seit dem Sommer 2002 hielt die Beteiligungsgesellschaft General Atlantic Partners (GAP) des ehemaligen Mannesmann-Chefs Klaus Esser etwas mehr als ein Viertel der Ixos-Aktien. GAP soll nach Angaben der Unternehmen bereits in die Übernahme eingewilligt haben. Esser hatte vor etwas über einem Jahr die rund 34 Millionen Euro schwere Beteiligung als strategisches Investment beschrieben. Halten wollte GAP die Ixos-Anteile demnach für rund fünf Jahre, wobei Esser die Zahl schon damals auf Nachfrage nicht als "Evangelium" angesehen hatte.

Was der Finanzier wollte, war eine Rentabilität von mindestens 30 Prozent. Diese erreichte er nun bereits innerhalb eines Jahres. Damals zahlte GAP zwischen 5,90 und 6,50 Euro je Anteilschein. Die Entscheidungen der Ixos-Gründerfamilien Färber und Strack-Zimmermann, die etwa neun Prozent am Archivspezialisten Ixos halten, sind noch nicht gefallen. Laut Hoog stehen sie dem Deal, der zu Beginn des kommenden Jahres in trockene Tücher kommen soll, allerdings "positiv" gegenüber.

Mit der Übernahme setzt sich die Konsolidierung im ECM-Markt fort. Erst in der vergangenen Woche hatte der Speicherspezialist EMC das Softwarehaus Documentum für 1,7 Milliarden Dollar akquiriert. Für den Branchenexperten Ulrich Kampffmeyer steht in dem Softwaresegment, das im Gegensatz zu anderen Teilbranchen gesunde Wachstumsraten aufweist, inzwischen die Größe des Anbieters im Vordergrund: "Früher drehte sich die Konsolidierung um das Produktportfolio, heute geht es um Marktanteile." Mit im Geschäft sind neben Documentum noch IBM und Filenet. Doch auch Microsoft greift zunehmend in das Geschehen ein und Open Text mit dem "Sharepoint-Portal-Server" an, berichtet Kampffmeyer.

Gemeinsam kommen Ixos und Open Text auf einen Jahresumsatz von rund 320 Millionen Dollar und mehr als 2000 Mitarbeiter, was sie im ECM-Bereich auf einen der vordersten Plätze katapultiert. Wie viel sich davon mittelfristig halten lässt, ist unklar, denn im kombinierten Portfolio gibt es einige "Redundanzen", kommentiert DMS-Berater Bernhard Zöller: "Da wird stellenweise ein sehr heterogenes Paket geschnürt." Dies betreffe weniger die Highend-Lösungen (Archiv und Collaboration) als vielmehr die zuletzt zugekauften Anbieter wie Gauss/Magellan (Open Text), Powerwork und Obtree (Ixos). Indes habe Open Text schon lange nach einer Archivlösung gesucht: "Gerade in Deutschland lassen sich Dokumenten-Management-Systeme nur schwer verkaufen, wenn sie kein rechtssicheres Archiv dazu anbieten", berichtet Zöller.

Auch Kampffmeyer sieht "Überschneidungen" im Portfolio beider Unternehmen: "Open Text wird einige Arbeit leisten müssen, um die Module zu integrieren." Es werde zwischen drei und sechs Monaten dauern, bis sich die Firmen "sortiert" hätten, schätzt der DMS-Experte. Noch sei es zu früh, über die Zukunft aller Programme zu entscheiden, hieß es dazu von den Herstellern.

Entschieden ist jedoch, dass die gemeinsame Company in zwei Divisionen geteilt und der Ixos-Stammsitz zur neuen Europa-Zentrale von Open Text werden soll. Hoog verantwortet von hier aus die Bereiche Content Management und Archivierung. Aus Nordamerika wird weiterhin das Collaboration- und Knowledge-Management-Geschäft geleitet. (ajf)