Web

Widerstand gegen Verisigns SiteFinder wächst

29.09.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Verisigns umstrittener Dienst "SiteFinder" stößt bei der Internet-Community zunehmend auf Kritik. Bei dem seit Mitte September eingerichteten Service wird Surfern, die eine fehlerhafte oder nicht vergebene Internet-Adresse mit den Endungen .com oder .net eingeben, eine Suchseite sowie eine Liste mit alternativen, darunter auch bezahlten Links präsentiert. Bisher erhielt der Anwender lediglich eine Fehlermeldung von seinem Web-Browser. Während SiteFinder für viele Nutzer hilfreich ist, bereitet der Dienst Netzbetreibern Probleme, die Spam-Filter einsetzen, bei denen die Web-Adresse des Absenders verifiziert wird. In einem offenen Brief an das Internet-Gremium ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers) rügte die Internet Society (ISOC) außerdem, dass Verisign den Dienst mit wenig oder ganz ohne Konsultation des technischen

Komitees eingeführt habe. Zudem sei weder überprüft worden, welche Auswirkungen SiteFinder auf die Stabilität des Internets habe, noch sei geklärt, ob andere, auf dem Domain-Name-System basierenden Systeme behindert werden.

Verisigns neuer Service verletze viele der architektonischen Prinzipien, die einen wichtigen Beitrag zu dem phänomenalen Wachstum des Internets geleistet hätten, schrieb ISOC-Präsidentin Lynn St.Amour. Diese Grundregeln sowie den Rat von zahlreichen Internet-Gruppen zu missachten, sei extrem unverantwortlich. Falls SiteFinder nicht ausgesetzt werde, so St.Amour, rechnen die ISOC-Experten in Kürze mit einer zunehmenden Anzahl von Versuchen, Software zu entwickeln, die den Dienst umgehen. Damit werde gleichzeitig aber auch die Stabilität des Internets beeinträchtigt. St.Amour forderte Verisign daher auf, den Service freiwillig auszusetzen, bis es die Bedenken der Internet-Community entkräftet habe. An der gegenwärtigen Position festzuhalten sei untragbar, so die ISOC-Präsidentin: Die Bedenken seien zahllos und die möglichen Folgen immens.

Unterdessen hat sich Versign wegen seines umstrittenen Dienstes bereits die dritte Strafanzeige eingehandelt. Medienberichten zufolge reichte der Internet-Anwalt Ira Rothken am Freitag vor einem kalifornischen Bezirksgericht eine Sammelklage gegen den .com- und .net-Domain-Registrar ein. In der Begründung heißt es, die Umleitung des Traffics stelle nicht nur Versuch Verisigns dar, aus seiner Position Kapital zu schlagen. Die Company untergrabe zudem die grundsätzliche Struktur des Internets zum Schaden von zahllosen Interessensgruppen. Verisign überschreite damit bei weitem den Kompetenzbereich seines Monopolstatus als autorisierter Domain-Registrar, und dies ohne jegliche Abstimmung von offizieller Seite.

Zuvor hatte bereits der Konkurrent Go Daddy eine Unterlassungsklage erhoben. Von Popular Enterprises, Betreiber der Suchmaschine Nester.com, wurde Verisign auf 100 Millionen Dollar Schadensersatz verklagt (Computerwoche online berichtete). (mb)