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Vertrag sichert SCO die Unix-Rechte - Novell aber auch

05.06.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Ein 1995 geschlossener Vertrag zwischen Novell und SCO klärt offenbar nicht eindeutig, wem die Rechte an Unix tatsächlich gehören. Ende Mai hatte Novell die Ansprüche SCOs bestritten und behauptet, die Copyrights an dem Betriebssystem vor acht Jahren nicht verkauft zu haben (Computerwoche online berichtete).

Der jetzt veröffentlichte Vertrag sei allerdings sehr seltsam formuliert sagte Mark Radcliffe, auf Patentrecht spezialisierter Anwalt der Kanzlei Gray Cary gegenüber US-Medien. Demnach hat Novell zwar alle Eigentums- und Nutzungsrechte für Unix an SCO übertragen, jedoch explizit Urheberrechte und Patente davon ausgenommen. Wie das Abkommen zu interpretieren ist, soll nach dem Willen von SCO-Geschäftsführer Darl McBride ein Gericht klären. Die Frage ist laut Radcliffe, ob Novell SCO das Recht überlassen hat, Urheberrechte an Unix einzuklagen, obwohl die Copyrights selbst nicht bei SCO liegen.

Der Vertrag scheint auf der einen Seite Novell in der Darstellung zu stützen, SCO dürfe keine Copyrights an Unix einklagen, sagte John Ferrell, Urheberrechtsexperte der Kanzlei Carr and Ferrell. Auf der anderen Seite sei das Abkommen so unüblich, dass es fragwürdig scheine, ob es einer gerichtlichen Überprüfung standhalte.

Das Urheberrecht an Unix ist entscheidend für den Erfolg von Prozessen gegen Linux-Distributoren und Anwender, die SCO ins Gespräch brachte. Letztlich dürfte auch die Klage auf eine Milliarde Dollar Schadensersatz gegen IBM davon abhängen, wie der Vertrag zwischen Novell und SCO auszulegen ist.

Letztendlich ist SCO allerdings immer noch die Beweise für die Behauptung schuldig, der Sourcecode von Linux sei in weiten Passagen identisch mit den Quellen von Unix V. Novell bekräftigte unterdessen das Statement, Unix-Copyrights nicht gegen Linux-Anwender geltend machen zu wollen. (lex)