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AOL Time Warner verliert fast 100 Milliarden Dollar und Ted Turner

30.01.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der weltgrößte Medienkonzern AOL Time Warner hat das desaströse Geschäftsjahr 2002 mit einem Nettodefizit von 98,7 Milliarden oder 22,15 Dollar pro Aktie abgeschlossen und damit den höchsten Jahresverlust eines US-Unternehmens ausgewiesen. Im Vorjahr war das Minus mit 4,93 Milliarden oder 1,1 Dollar je Anteilschein noch vergleichsweise niedrig ausgefallen. Grund für das katastrophale Ergebnis waren weitere Wertberichtigungen - primär auf die Internet-Sparte America Online (AOL) - im Schlussquartal in Höhe von 45,5 Milliarden Dollar, nachdem der Konzern bereits im ersten Quartal 54 Milliarden Dollar auf den Firmenwert abgeschrieben hatte. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) steigerte AOLTW den Quartalsgewinn gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 16 Prozent auf 2,8 Milliarden Dollar. Der Umsatz kletterte um acht Prozent von 10,6 Milliarden auf 11,4 Milliarden Dollar.

Dabei sank der operative Gewinn der Internet-Sparte um elf Prozent, die Einnahmen sanken um sechs Prozent. Dank Produktionen wie „Herr der Ringe“ oder "Harry Potter" gelang es der Film- und Unterhaltungssparte jedoch, die Schwächen der Online-Sparte mehr als auszugleichen. Nach Umfrage von Thomson First Call hatten die Analysten im Schnitt lediglich einen EBITDA-Profit von 2,6 Milliarden Dollar bei Einnahmen in Höhe von 11,2 Milliarden Dollar erwartet. Dennoch überraschte das schlechte Endergebnis die Wall Street: Unter dem Strich wies AOLTW für die Monate Oktober, November und Dezember einen Fehlbetrag von 44,9 Milliarden oder 10,04 Dollar pro Aktie aus, verglichen mit einem Minus von 1,8 Milliarden Dollar oder 41 Cent je Anteil im Vorjahreszeitraum.

Zusammen mit den Ergebnissen kündigte CEO Dick Parsons an, Vize-Chairman Ted Turner werde das Unternehmen im Mai verlassen, um "seinen philanthropischen Interessen nachzugehen". Mit dem 64-jährigen Gründer von CNN geht einer der schärfsten Gegner des Zusammenschlusses im Jahr 2000. Turner, mit einer Beteiligung von 3,1 Prozent der größte Einzelaktionär des Medienkonzerns, hatte vehement den Rücktritt der beiden Hauptarchitekten der Fusion, des ehemaligen Time-Warner-Chefs Gerald Levin und des AOL-Gründers Steve Case, gefordert - was ihm letztendlich auch gelungen war. (mb)