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Siemens: Umsatz schrumpft - Gewinn wächst

05.12.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Siemens steigerte im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr 2002 seinen Gewinn nach Steuern um 24 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro. Gleichzeitig schrumpfte jedoch der Umsatz um drei Prozent auf rund 84 Milliarden Euro. Angesichts dieser Zahlen glaubt sich Konzernchef Heinrich von Pierer auf dem richtigen Weg, die Vorgaben für die Operation 2003 zu erfüllen. Demnach sei es zehn Geschäftsbereichen gelungen, ihre Ergebnismarge im Geschäftsjahr 2002 zu erhöhen. Wesentlich am guten Konzernergebnis beteiligt waren die Bereiche Power Generation, Medical Solutions, Automation and Drives sowie Osram.

Heinrich von Pierer

Sorgenkind des Münchner Unternehmens bleibt dagegen die Sparte Information and Communication Networks (ICN). Hier steht unter dem Strich ein Verlust von 691 Millionen Euro. Das sind zwar 20 Prozent weniger als noch im Vorjahr, allerdings ging auch der Umsatz um 25 Prozent auf 9,6 Milliarden Euro zurück. Grund dafür sei das weiterhin schwierige Umfeld der Telekommunikationsindustrie. So habe sich beispielsweise das Geschäft mit DSL-Ausrüstung deutlich schwächer entwickelt als noch 2001 erwartet worden war. Auch die massive Investitionszurückhaltung der Netzbetreiber, insbesondere in den USA und in Deutschland, habe den Bereich negativ getroffen. Da half offenbar auch der massive Stellenabbau nicht weiter. Arbeiteten 2001 noch 51.000 Mitarbeiter bei ICN, waren es zum Stichtag 30. September 2002 noch 39.000. Nach Einschätzung der Siemens-Verantwortlichen werden sich die Zahlungen im Rahmen des Stellenabbaus auch

noch in den kommenden Quartalen negativ auf die Zahlen des Konzernbereichs auswirken.

Dagegen scheint sich die Situation in den anderen IC-Sparten etwas zu entspannen. IC-Mobile verzeichnete nach einem Verlust von 307 Millionen Euro im letzten Jahr ein plus von 96 Millionen Euro. Der Umsatz ging leicht um zwei Prozent auf rund 11 Milliarden Euro zurück. Maßgeblich daran beteiligt war im vergangenen Geschäftsjahr die Handysparte, die mit 33,3 Millionen verkauften Geräten einen Gewinn von 82 Millionen Euro einfuhr. Dagegen brach das Geschäft des Mobilnetzbereichs deutlich ein. Statt 435 Millionen Euro Gewinn wie im Vorjahr, stand in der Bilanz ein mageres Plus von fünf Millionen Euro. Auch die Sparte Siemens Business Services (SBS) schreibt nach einem Verlust von 259 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2001 wieder schwarzen Zahlen. Mit einem um vier Prozent rückläufigen Umsatz (5,8 Milliarden Euro) erwirtschaftete die Abteilung einen Gewinn von

101 Millionen Euro. Eine tickende Zeitbombe in der Bilanz bleiben die langfristigen Business-Proceess-Outsourcing-Verträge. Nachdem die Vorjahresbilanz durch eine Vorsorge von 192 Millionen Euro belastet war, bleibe dies ein wichtiges Thema für das SBS-Management, heißt es in dem Jahresbericht. Dazu zähle insbesondere der langfristige Vertrag mit National Savings & Investments in Großbritannien.

Im Rahmen der Operation 2003 wollen die Siemens-Verantwortlichen das Asset-Management verbessern und die Kosten senken. Inwieweit damit ein weiterer Stellenabbau verbunden ist bleibt abzuwarten. Zum Stichtag 30. September 2002 arbeiteten 24.000 Menschen weniger bei Siemens als noch ein Jahr zuvor. Außerdem müssten die Restrukturierungsmaßnahmen in problematischen Geschäftsbereichen wie ICN weiter verfolgt werden. Hier hoffe man im vierten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2003 den Break-even zu schaffen. Die Zielvorgaben für die Margen könnten die IC-Bereiche allerdings nicht bis 2003 erfüllen. Sie erhalten eine Gnadenfrist von einem weiteren Jahr.

Branchenspezifische und konjunkturelle Schwierigkeiten werden auch das neue Jahr belasten, glaubt von Pierer. Deshalb sei für das laufende Geschäftsjahr mit rückläufigen Volumen- und Umsatzzahlen zu rechnen. Allerdings gehe er davon aus, dass sich die Ergebnisse der operativen Bereiche weiter verbesserten. „An den Ergebnisvorgaben für die Bereiche halte Siemens fest.“ (ba)