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France Télécom hält an geplantem Schuldenabbau fest

26.06.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - France-Télécom -Chef Michel Bon hat Presseberichten zufolge die Spekulationen über eine anstehende Kapitalerhöhung zum Schuldenabbau zurückgewiesen. Zwar halten die Franzosen nach wie vor an dem Ziel fest, bis Ende nächsten Jahres die Verbindlichkeiten von aktuell rund 67 Milliarden Euro um bis zu 15 Milliarden zu senken. Einem möglichen Liquiditätsengpass will der TK-Konzern aber nicht durch die Ausschüttung von neuen Aktien, sondern mit Hilfe einer Kürzung der geplanten Investitionen vorbeugen. So ist geplant, die Ausgaben für das Festnetz und den Ausbau des im Besitz der Tochtergesellschaft Orange befindlichen UMTS-Mobilfunknetzes zu reduzieren. Wie Finanzchef Jean-Louis Vinciguerra erklärte, sollen 2002 die Investitionen am unteren Ende des Bereichs von acht bis neun Milliarden Euro liegen. Außerdem ist geplant, in Kürze Beteiligungen an

anderen Firmen sowie einige Immobilien zu verkaufen.

Die Führungsspitze von France Télécom reagierte mit diesen Ankündigungen auf die jüngste Herabstufungen durch Standard & Poors und Moody's Investors Service. Die beiden Rating-Agenturen bezweifeln, dass es dem französische TK-Konzern gelingt, nach dem Kauf der restlichen 71,5 Prozent von Mobilcom seine Schulden wie geplant abzubauen.

Mit einer Kapitalerhöhung würde sich das Unternehmen auch bei seinem Mehrheitsaktionär, der französischen Regierung, unbeliebt machen. So schreibt ein französisches Gesetz vor, dass die Beteiligung des Staates an einem Unternehmen nicht unter 51 Prozent sinken darf. Derzeit hält die verschuldete Regierung 55 Prozent der Anteile, müsste also unter Umständen Aktien nachkaufen. Nachdem der Kurs der France-Télécom-Aktie seit Jahresbeginn um 75 Prozent gefallen ist - in den letzten fünf Handelstagen betrug der Wertverlust fast 40 Prozent - zieht der Hauptaktionär nun auch einen Wechsel an der Spitze des Konzern in Erwägung.

Der Vorstandsvorsitzende Bon bemühte sich, mit positiven Ausblicken den momentanen Kursverfall zu entkräften: So werde France Télécom in diesem Jahr einen zweistelligen Umsatzzuwachs verbuchen. Der Gewinn von Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) wird laut Finanzchef Vinciguerra von 12,3 Milliarden Euro im Vorjahr auf 14 Milliarden Euro steigen. Im kommenden Jahr soll er 16 Milliarden, 2004 sogar 18 Milliarden Euro betragen. Trotz dieser günstigen Prognosen räumten die Vorstände aber auch Fehler bei ihren Investitionen in den britischen Kabelnetzbetreiber NTL und das norddeutschen Mobilfunkunternehmen Mobilcom ein. (mb)