Web

France Télécom beendet Zusammenarbeit mit Mobilcom

12.06.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der Großaktionär France Télécom (FT) hat den Rahmenvertrag mit Mobilcom über eine Zusammenarbeit beim Aufbau eines UMTS-Netzes in Deutschland gekündigt. In dem Abkommen vom März 2000 hatte sich der französische TK-Konzern verpflichtet, mit Investitionen in Milliardenhöhe die Hauptlast des Projekts zu tragen. FT-Finanzchef Jean-Louis Vinciguerra erklärte die bereits seit längeren umstrittenen Zahlungsverpflichtungen wegen einer Reihe von Vertragsverletzungen für nichtig.

Nach Ansicht der Franzosen hat Mobilcom-Chef und -Gründer Gerhard Schmid bei seinem Aktienoptionsprogramm eigenmächtig gehandelt und damit gegen das Aktiengesetz verstoßen. Außerdem habe Schmid trotz Aufforderung bis heute nicht die 68 Millionen Euro zurückgezahlt, die bei der Transaktion an die von seiner Ehefrau Sybille Schmid-Syndram geführte Millennium GmbH geflossen waren. Laut Finanzchef Vinciguerra wollen die Franzosen Mobilcom jedoch nicht abrupt fallen lassen, sondern für einige Wochen weitere begrenzte Mittel zuschießen. Mobilcom steht Ende Juli die Umschuldung einer Kreditlinie in Höhe von 4,7 Milliarden Euro ins Haus. Ohne fremde Hilfe ist das Büdelsdorfer Mobilfunkunternehmen kaum in der Lage, das Geld aufzubringen. Die Folge wäre ein Bankrott.

Mobilcom erklärte in einer Stellungnahme, es gäbe keine rechtliche Basis für die einseitige Kündigung. So seien in dem Abkommen unter anderem eindeutige Regelungen für das Vorgehen bei möglichen Vertragsverstößen vorgeschrieben. France Télécom habe bislang keine dieser Eskalationsstufen genutzt. Die Norddeutschen wollen die Kündigung nun juristisch prüfen lassen.

France Télécom fordert seit langem die Demission Schmids, war jedoch am vergangenen Freitag mit einem entsprechenden Antrag in der Aufsichtsratssitzung gescheitert (Computerwoche online berichtete). Außerdem lehnten es die Franzosen ab, als Gegenleistung für den Rücktritt die Anteile des Mobilcom-Gründers und seiner Frau zu übernehmen. Schmid wollte sich die rund 50-prozentigen Beteiligung mit 22 Euro pro Aktie versilbern lassen. Mit der jetzt vorgenommenen Vertragskündigung wird nach Ansicht von France Télécom auch diese Put-Option Schmids nichtig. Gleichzeitig erhöhen die Franzosen den Druck auf den Aufsichtsrat, ihren Vorstandsvorsitzenden in die Wüste zu schicken.

Nach der Bekanntgabe der Nachricht stürzte der Kurs des Mobilcom-Papiers am gestrigen Dienstag um über 46 Prozent auf 7,29 Euro, bis die Börse gegen 18 Uhr den Handel mit der Aktie aussetzte. Am heutigen Mittwoch konnte sich der Kurs wieder etwas erholen und stieg bis Mittag auf 7,86 Euro. Presseberichten zufolge will die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) im Zusammenhang mit dem Kurssturz der Mobilcom-Aktie eine formelle Voruntersuchung wegen Insiderverdachts einleiten. So war der Wert bereits vor der Bekanntgabe der Vertragskündigung stark eingebrochen. Laut Informationen der "Telebörse" stieß unter anderem eine Pariser Adresse schon mittags während des WM-Spiels Deutschland - Kamerun im großen Umfang Mobilcom-Aktien ab. (mb)