Macromedia war bisher am Frontend zu Hause - als Anbieter von bekannten Multimedia- und Web-Design-Tools wie „Director“, „Flash“ oder „Dreamweaver“. Mit der nun vollzogenen Integration der von Allaire zugekauften Produktpalette ins eigene Portfolio will sich der Hersteller in eine neue Position manövrieren: als Anbieter einer integrierten Entwicklungsumgebung, die vom Seitendesign bis zur Anwendungsentwicklung am Server alles abdeckt. Das Komplettpaket „Macromedia Studio MX“ unterstützt alle gängigen Anwendungsplattformen, ob Java/J2EE, JSP, Microsofts ASP und ASP .NET oder PHP. Bestandteil dieses Bundles sind das bereits erschienene „Flash MX“ (siehe CW 11/02, Seite 28), „Dreamweaver MX“, „Fireworks MX“, „Freehand 10“ sowie die Developer Edition von „Coldfusion MX“.
Vor allem das Java-Lager kann davon profitieren, wie auch die soeben verkündete Zusammenarbeit mit Sun und IBM zeigt. Der bisher proprietäre Coldfusion-Scripting-Server, Kernprodukt der Allaire-Übernahme, arbeitet als Coldfusion MX nun mit den gängigen J2EE-Application-Servern wie Beas „Weblogic“, IBMs „Websphere“ oder Suns „Iplanet“ zusammen. Es wird dabei für jede der großen Plattformen eine eigene Variante von Coldfusion MX geben. Die Macromedia-Tools können eine breite Palette von Funktionen der Java-Plattformen nutzen, etwa Portale, Workflow oder Orchestration-Tools. Unter anderem lassen sich in Coldfusion Java-Klassen importieren und per Script
wie Coldfusion-Komponenten aufrufen. Aber auch COM- und Corba-Objekte können auf vergleichbare Weise eingebunden werden.
Dreamweaver MX wächst im Verbund mit Coldfusion von einem Wysiwyg-HTML-Editor zu einer umfassenden Entwicklungsumgebung. Der Hersteller unterstreicht dabei vor allem das verbesserte Code-Editing, neue Deployment-Fähigkeiten, Debugging, visuelles Layout sowie Prototyping. Die bisherigen Produkte Dreamweaver Ultradev und Coldfusion Studio wurden dadurch überflüssig.
Erwartungsgemäß legt Macromedia nun auch einen Schwerpunkt auf Web-Services. Durch die Integration von Apaches Axis-Soap-Engine können beispielsweise Coldfusion-Komponenten als Web-Service angeboten werden. Bei einem Client-Aufruf erzeugt die Engine dabei automatisch eine entsprechende WSDL (Web Services Description Language)-Datei, die der aufrufenden Anwendung eine Beschreibung der Funktionen übermittelt. Entfernte Web-Services können mit den Coldfusion-Sprachen CFML und CFScript konsumiert werden.