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HP verbannt Walter Hewlett aus dem Verwaltungsrat

29.04.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Erstmals in der 63-jährigen Geschichte des IT-Konzerns Hewlett-Packard (HP) befindet sich kein Mitglied der Gründerfamilien mehr im Verwaltungsrat des Unternehmens. Walter Hewlett wurde für die am vergangenen Freitag in Kalifornien stattfindenden Wahl des Gremiums nicht mehr als Kandidat aufgestellt. HP-Chefin Carleton Fiorina begründete diese Entscheidung vor den rund 250 versammelten Aktionären mit der Klage von Walter Hewlett gegen den IT-Konzern. Hewlett wirft HP vor, die Zustimmung einiger Großaktionäre für die Fusion mit Compaq auf nicht einwandfreie Weise errungen zu haben. Diese Klage, die HP als firmenschädigend empfindet, habe Hewlett für den Verwaltungsrat disqualifiziert. Hewlett hatte insgesamt 15 Jahre lang als Mitglied des Gremiums fungiert.

Auf der jüngsten Aktionärsversammlung wurden alle acht Kandidaten inklusive Fiorina, die HP vorgeschlagen hatte, von den Anlegern bestätigt. Die HP-Chefin äußerte sich zuversichtlich, den Merger mit Compaq am 7. Mai abzuschließen. Obwohl die Stimmen der Aktionärswahl, die am 19. März stattfand, noch nicht ausgezählt sind, sieht sich HP als knappen Sieger. Walter Hewlett hatte versucht, die Fusion zu blockieren. Nach Abschluss des Mergers sollen fünf Compaq-Direktoren den HP-Verwaltungsrat komplettieren.

In dem anhängigen Gerichtsverfahren reichte HP am vergangenen Freitag ein Schreiben bei dem Delaware Chancery Court ein, in dem der Konzern den vorsitzenden Richter dazu aufforderte, Hewlett dazu zu zwingen, "die Realität zu akzeptieren". Er habe die Abstimmung um die Fusion mit Compaq verloren. Zudem könne "eine Klage, die auf einer Lüge aufgebaut ist, keine Berechtigung vor Gericht haben". HP hatte bereits in den mündlichen Anhörungen sämtliche Vorwürfe zurückgewiesen, wonach man den Großaktionär Deutsche Asset Management durch bestehende Geschäftsbeziehungen dazu genötigt habe, für den Merger zu stimmen. Die Entscheidung von Richter William Chandler wird noch in dieser Woche erwartet. (ka)