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EU-Kommission nimmt Regierungsdarlehen für Bull unter Beschuss

10.04.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der geplante Turnaround des französischen IT-Konzerns Bull in der zweiten Jahreshälfte 2002 ist mehr denn je gefährdet: Die EU-Kommission kündigte an, sie habe wegen eines staatlichen Darlehens in Höhe von 450 Millionen Euro für das Unternehmen ein förmliches Beihilfeprüfverfahren eingeleitet. Die französische Regierung hatte Bull diesen Kredit im vergangenen Monat als "Rettungsbeihilfe" gewährt, um eine Pleite des ehemaligen Staatskonzerns zu verhindern. Der Staat ist noch mit 16,3 Prozent an Bull beteiligt.

Gegenstand der Untersuchung ist die Verwendung des Darlehens: Nach geltendem EU-Recht darf ein Mitgliedsstaat einem angeschlagenen Unternehmen nur ein einziges Mal Restrukturierungshilfen zur Verfügung stellen. Paris hatte Bull aber bereits in den Jahren 1993/94 mit 1,3 Milliarden Euro unter die Arme gegriffen. Insgesamt hat die französische Regierung seit den 60er Jahres über sieben Milliarden Euro in das Unternehmen gesteckt. Nach Darstellung Bulls sollen die staatlichen Gelder nicht zur Restrukturierung verwendet werden. Der seit Dezember 2001 amtierende Chairman Pierre Bonelli hatte im vergangenen Monat erklärt, dass die Finanzspritze dazu dienen wird, sein Unternehmen bis Mitte des Jahres am Leben zu erhalten. Ohne die Gelder droht Bull erneut der Bankrott. Die EU-Kommission hat bis zu eineinhalb Jahre für die Überprüfung Zeit. (mb)