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Mobilcom und France Télécom: Der Rosenkrieg geht weiter

21.02.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der Streit zwischen dem Mobilfunkanbieter Mobilcom und dem Großaktionär France Télécom eskaliert weiter. Die Franzosen ärgern sich vor allem darüber, dass die Ehefrau von Mobilcom-Chef Gerhard Schmid fünf Prozent der Anteile erworben hat. Der Carrier aus dem Nachbarland wirft dem deutschen Partner vor, er habe die von Sybille Schmid-Sindram erworbene Beteiligung aus der Unternehmenskasse bezahlt. Mit dieser illegalen Aktion habe Gerhard Schmid verhindern wollen, dass sich France Télécom billige Mobilcom-Aktien am Markt zusammenkauft, um die Mehrheit zu übernehmen. Mobilcom bestreitet diesen Vorwurf. Sollte sich der Verdacht jedoch bewahrheiten, könnte die mit rund 65 Milliarden Euro verschuldete France Télécom aus ihrem Kooperationsvertrag aussteigen und

müsste dann nicht mehr für die anstehenden Milliardeninvestitionen zum UMTS-Netzaufbau gerade stehen.

Um sich zu entlasten, teilte Mobilcom heute morgen mit, die von Sybille Schmid-Sindram über deren Firma Millenium GmbH gehaltenen Anteile seien nicht als Schutz vor einer drohenden Übernahme durch France Télécom gedacht. Statt dessen plane das Unternehmen ein Aktienoptionsprogramm. In dessen Rahmen könnten Händler und Vertriebspartner, die Mobilfunkkunden gewinnen und ihre Vertriebsziele in diesem und nächsten Jahr erreichen, für jeden Neukunden eine Aktie erwerben. Das Volumen von bis zu 3,6 Millionen Aktien werde unter vollständiger Kontrolle der Millenium GmbH stehen. Außerdem erklärten die Büdelsdorfer, Frau Schmid-Sindram sei seit langem Aktionärin von Mobilcom und habe bereits vor der Entscheidung für das Optionsprogramm rund vier Millionen Aktien gehalten. Nach Ansicht des Unternehmens werde daher der Kooperationsvertrag zwischen Mobilcom und France Télécom durch die Beteiligung der Millenium GmbH und das

Optionsprogramm nicht berührt.

Von insgesamt rund 65 Millionen Mobilcom-Aktien besitzt Schmid-Sindram rund sechs Prozent, ihr Ehemann hält 42 Prozent der Mobilcom-Anteile. Zusammen mit den rund 5,5 Prozent der Aktien, die für das Optionsprogramm nötig sind, kontrolliert die Familie zirka 53,5 Prozent der Anteile. France Télécom hatte sich im Frühjahr 2000 über seine Mobilfunktochter Orange mit 28,5 Prozent an Mobilcom beteiligt, um auf diesem Weg in den deutschen Mobilfunkmarkt einzusteigen. Nach dem öffentlich ausgetragenen Konflikt dieser Woche wird nun spekuliert, dass die Franzosen den Aktienkurs drücken wollen, um anschließend ihre Beteiligung vergleichsweise günstig zu erhöhen (Computerwoche online berichtete). Andere Spekulationen gehen davon aus, dass die hoch verschuldeten Franzosen eher nach einem Grund suchen, um aus dem Kooperationsvertrag auszusteigen. So konnten

sich die beiden Unternehmen bislang nicht über einen Geschäftsplan für Mobilcom einigen.

Während ein Ende des Streits nicht absehbar ist, stehen bereits die Anleger als Verlierer fest: Aufgrund des öffentlich ausgetragenen Konflikts büßten die Aktien von Mobilcom bei einem Kurs von derzeit 12,10 Euro seit Freitag rund die Hälfte ihres Werts ein. (mb)