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SER verpasst den Turnaround

19.02.2002
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die finanziell angeschlagene SER Systeme AG hat den für das vierte Quartal 2001 angepeilten Breakeven nicht erreicht. Laut einer Ad-hoc-Meldung verbuchte der auf Dokumenten-Management-Systeme (DMS) spezialisierte Anbieter im Gesamtjahr 2001 einen Verlust vor Steuern und Zinsen von 163,5 Millionen Euro. Belastet wurde das Ergebnis durch einmalige Sonderaufwendungen in Höhe von 139 Millionen Euro, die aus Restrukturierungsmaßnahmen, Bilanzbereinigungen und Neubewertungen der Gruppe resultieren. Im Vorjahr hatte die am Neuen Markt notierte Firma noch ein Plus von 19,7 Millionen Euro erwirtschaftet. Der Konzernumsatz fiel im Jahresvergleich von 185,3 auf 149 Millionen Euro.

In die Bredouille geriet die SER-Gruppe im vierten Geschäftsquartal 2001 bezüglich ihrer liquiden Mittel. Die deutschen Kreditinstitute des Unternehmens beurteilten die Werthaltigkeit ihrer Darlehen an SER im zweiten Halbjahr 2001 zunehmend negativ und forderten eine rasche Rückführung der Summen. Nur durch einen Banken-Pool-Vertrag, der Ende Januar 2002 geschlossen wurde, gelang es dem DMS-Spezialisten, seine Geschäfte weiterzuführen. Im Rahmen dieser Vereinbarung verpflichtete sich SER, durch den Verkauf verschiedener Tochtergesellschaften, die Bankverbindlichkeiten zu tilgen. Vorstand und Aufsichtsrat wollen die Töchter in Deutschland und Österreich daher im Wege von Management-Buyouts vollständig abstoßen. Die US-Niederlassung soll teilweise verkauft werden. Künftig will sich SER auf strategische Beteiligungen an den Gesellschaften beschränken. So sollen 15 Prozent an der US-Tochter in der Hand des DMS-Anbieters bleiben. Damit bleibt den

SER-Aktionären die Möglichkeit erhalten, am Börsengang der US-Holding teilzunehmen.

Ferner teilte SER mit, zum 1. Mai 2002 vom Neuen Markt an den geregelten Markt zu wechseln. Dadurch will das Unternehmen die Kosten der Börsennotierung reduzieren.

Um die Neuordnung umzusetzen, benötigt SER noch das Plazet seiner Aktionäre. Die entsprechende Abstimmung soll auf der außerordentlichen Hauptversammlung am 18. April 2002 stattfinden.

Die Aktionäre reagierten enttäuscht auf die Nachrichten: Das SER-Papier sank am heutigen Dienstagmorgen um 21,3 Prozent auf 0,37 Euro (Stand: 10:57 Uhr). (ka)