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Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Ex-CPU-Management und Analyst

19.12.2001
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Staatsanwaltschaft Augsburg wirft zwei Ex-Vorständen der CPU Softwarehouse AG und einem ehemaligen Analysten Insiderhandel sowie einen millionenschweren Kursbetrug vor. Im Zusammenhang mit den insgesamt drei Ermittlungsverfahren wurden am Dienstag 26 Gebäude in fünf Städten durchsucht und umfangreiches Beweismaterial sichergestellt. Gleichzeitig sperrte die Behörde die Konten der Beschuldigten.

Die Staatsanwaltschaft verdächtigt einen ehemaligen Analysten der Bayerischen Landesbank sowie einen Ex-Vorstand des Softwarehauses, im ersten Halbjahr vergangenen Jahres unerlaubte kursstützende Maßnahmen getätigt zu haben. So soll der Finanzexperte eine Kaufempfehlung mit Kurszielangabe abgegeben haben, obwohl er bereits Insider-Informationen über negative Ereignisse besaß. Anschließend habe die Ehefrau des Vorstandsmitglieds eine Million Aktien zum damaligen Börsenwert von rund 30 Millionen Euro verkauft. Ein anderer Ex-Vorstand, dessen Ehefrau sowie drei weitere CPU-Führungskräfte, sollen im November 1999 und im Mai 2000 kurz vor der Veröffentlichung negativer Unternehmensmitteilungen mehrmals Aktien im Wert von rund 270 000 Euro verkauft oder Insider-Informationen weitergeleitet zu haben. Der damalige CPU-Vorstandschef Jochen Furch stand zu diesem Zeitpunkt in der Kritik, nachdem er auf einer

USA-Reise eine Gewinnwarnung abgegeben hatte. In Deutschland wurde eine entsprechende Ad-hoc-Meldung aber erst einen Tag später veröffentlicht als der Aktienkurs bereits eingebrochen war.

In Zusammenhang mit den Verdächtigungen ermittelt das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) bereits seit über einem Jahr wegen Insiderhandels, wollte jedoch bislang noch keine Namen nennen. Im fraglichen Zeitraum gehörten neben Jochen Furch noch Karlheinz Glückstein und Kay Schleef zum Vorstand des Augsburger Unternehmens. Alle drei traten zwischen Mai und August vergangenen Jahres zurück.

In dem dritten Ermittlungsverfahren geht es um überteuerte Firmenzukäufe von CPU. Insgesamt fünf Personen - darunter zwei, die auch in einer der beiden anderen Untersuchungen verwickelt sind - werden beschuldigt, bei der Überprüfung von möglicherweise extrem überteuerten Firmenzukäufen in mehrfacher Millionenhöhe primär eigene Interessen verfolgt zu haben.

In einer Stellungnahme betonte der jetzige Alleinvorstand Manfred Köhler, dass sich das Verfahren nicht gegen sein Unternehmen richte, sondern vor allem gegen ehemalige Vorstandsmitglieder und Mitarbeiter von CPU. In diesem Zusammenhang sei das Augsburger Softwarehaus bereits früher geschädigt worden und hatte umfangreiche juristische Prüfungen angestellt. Diese hätten jedoch ergeben, dass ein weiteres Vorgehen gegen die Beschuldigten nicht aussichtsreich sein würde. Trotz dieser "Altlasten" brach der Kurs der am Neuen Markt gehandelten CPU-Aktie nach dem Bekanntwerden der Ermittlungen heute um mehr als zwanzig Prozent ein und notierte um 12:30 Uhr bei 1,11 Euro. Am Dienstagabend ging das Papier noch mit 1,40 Euro aus den Handel.