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Geo-Tracking im Internet

12.04.2001

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Wie finden Werbetreibende und Inhalteanbieter heraus, wo potenzielle Adressaten im weltweiten Netz anzutreffen sind? Die Antwort wollen Firmen wie Digital Envoy aus Atlanta oder Quova aus dem kalifornischen Redwood City gefunden haben. Sie bieten Services an, welche die Herkunft von Surfern ermitteln sollen, um Zielgruppen für Online-Werbung, Inhalte, Dienste sowie Produktangebote herauszufiltern.

Digital Envoys "Netacuity"-Angebot beispielsweise findet das Heimatland, die Region oder Metropole des Surfers heraus und gibt zudem an, mit welcher Datenrate er durchs Netz surft. Die Identität der Onliner bleibe dabei anonym, verspricht die US-Firma. Lediglich Informationen, die sich aus der Infrastruktur ergeben, werden ausgewertet. Nutzer dieses Angebots ist zum Beispiel der Online-Werbevermarkter 24/7-Media aus New York, der in 28 Ländern weltweit vertreten ist. Mit der Technik lassen sich Banner gezielt für lokale Interessengruppen schalten. Bei Werbetreibenden, die ein regionales Publikum erreichen wollen, komme das Verfahren gut an, zitiert das "Wall Street Journal Online" einen Manager bei 24/7.

Auch der Internet-Service-Provider Digital Island arbeitet mit dem Unternehmen zusammen. Er hat seinen Traceware-Service mit Netacuity verknüpft. Traceware wurde für Content-Anbieter entwickelt. Das Verfahren soll ihnen helfen, beim Verbreiten von urheberrechtlich geschützten Inhalten auf die in den einzelnen Ländern geltenden Copyright-Bestimmungen Rücksicht zu nehmen. Microsoft nutzt Traceware für seine Website Windowsmedia.com.

Die im September vergangenen Jahres gegründete Firma Quova bietet mit "Geopoint" eine ähnliche Technologie an wie Digital Envoy und hat ebenfalls einen Werbevermarkter als Kunden gewinnen können. Anfang April übernahm das Unternehmen die niederländischen Geolocation-Spezialisten Realmapping aus Amsterdam. Mit dem Kauf wollte Quova Know-how über das europäische Web erwerben. Das Internet sei zwar ein globales Medium, doch die Kontroverse um die Online-Versteigerung von Nazi-Memorabilien in Frankreich hatte gezeigt, dass Geografie auch im Web eine Rolle spielt, meinte Quova bei Bekanntgabe der Akquisition. Während die USA das Anbieten solcher Artikel nicht beanstanden, ist dies in Deutschland und einigen anderen Staaten streng verboten. Ähnliche Unterschiede herrschen bekanntlich bei der Darstellung von Gewalt und Pornografie.

Quova betreibt ein Netz aus Servern, die geografische Informationen über IP-Adressen vorhalten. Der Quova-Kunde erwirbt einen Geopoint Data Delivery Server (DDS), der sowohl mit dem Server-Netz als auch seiner Web-Applikation verbunden ist. Der DDS ermittelt die Herkunft jedes Besucher der Kunden-Website anhand dessen Netzadresse und sendet das Resultat an die Internet-Anwendung zurück, welche die Inhalte, Werbung oder Angebote entsprechend anpasst.