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Cap Gemini kauft Consulting-Sparte von Ernst &Young

29.02.2000
Beratungs-Team mit 60 000 Mitarbeitern entsteht

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Das mehrmonatige Werben des französischen Dienstleisters Cap Gemini um den IT-Consulting-Sektor der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young hatte Erfolg: Für elf Milliarden Euro übernehmen die Franzosen die Geschäftseinheit.

Dem Zusammenschluss stehen nur noch einige Formalitäten im Weg. So ist das Pariser IT-Beratungshaus bisher mit den Management-Teams von sieben der größten nationalen Ernst & Young-Niederlassungen handelseinig geworden. Das entspricht einem Anteil von 88 Prozent aller von der Übernahme betroffenen Unternehmensbereiche. Jetzt muss das Angebot noch bei den rund 5000 Partnern des Wirtschaftsprüfungskonzerns durchgehen. Ihre Zustimmung wird bis Ende März 2000 erwartet. Schließlich sind dann noch Ende Mai die Aktionäre von Cap Gemini gefordert, die auf der Jahreshauptversammlung ihren Segen geben sollen.

Ernst & Young hat nach Angaben des "Wall Street Journal" deutlich gemacht, man werde die Übernahmebedingungen noch einmal überdenken, falls sich eine der größeren Landesgesellschaften gegen den Deal stelle. Allerdings sagte Philip Laskawy, Chairman und Chief Executive Officer (CEO) der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, er sei äußerst zuversichtlich, dass die Niederlassungen in den USA, Kanada, Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien die Vereinbarung mit trügen.

Cap Gemini will mit 43,5 Millionen neu auszugebenden Aktien sowie mit Barmitteln von 375 Millionen Euro zahlen. Der Kaufpreis liegt rund 2,75 mal über dem Jahresumsatz des betroffenen Ernst & Young-Geschäftsbereichs - und damit deutlich über den Erwartungen von Marktanalysten. Rund 36 Prozent des Gesamtkapitals liegt nach der Fusion bei den Wirtschaftsprüfern und Consultants von Ernst & Young. Ein gemeinsames Management-Team soll die Geschicke des fusionierten Unternehmens lenken. Den Namen Ernst & Young darf Cap Gemini für den erworbenen Consulting-Bereich theoretisch vier Jahre weiter nutzen, de facto wird er jedoch schon bald wegfallen.

Die Franzosen wollen die übernommenen Einheiten in ihre bestehende Geschäfts- und Management-Struktur integrieren. Zu den eigenen 40 000 Mitarbeitern weltweit kommen nun weitere 20 000 Beratungsspezialisten. Der Jahresumsatz dürfte sich nahezu auf acht Milliarden Euro verdoppeln. Für Cap Gemini besonders wichtig ist die nun starke Präsenz in den USA, wo Ernst & Young im IT-Beratungsgeschäft rund 60 Prozent seiner Einnahmen erzielt, sowie die deutlich vergrößerte Mannschaft in Deutschland. Um hierzulande mehr Marktanteile zu gewinnen, erwägt Cap-Gemini-Chef Paul Hermelin sogar noch eine weitere Akquisition.