Architektur-Wildwuchs in der PC-Welt abschaffen:

486-Group fordert einheitliche Architekturen

25.11.1988

NEW YORK (CW) - In Amerika macht sich eine Gruppe großer PC-Anwender für die Entwicklung gemeinsamer Rechner-Architekturen bei den Herstellern stark. Bei einer in New York stattfindenden Tagung geht die sogenannte 486-Group mit der Forderung, die "Gesetzeslosigkeit" in der PC-Welt abzuschaffen, an die Öffentlichkeit.

Ziel sei, so heißt es in einem im Vorfeld der ersten Versammlung der Anwendergruppe verbreiteten Statement, die Hersteller dazu zu bewegen, auf die Entwicklung eigener Bus-Architekturen zu verzichten. In der 486-Group können Manager Mitglied werden, die auf Hardware-Kaufentscheidungen von mindestens einer Million US-Dollar jährlich Einfluß haben. Die Gruppe formierte sich, als innerhalb kurzer Zeit die IBM neue PC-Modelle mit der alten AT-Bus-Architektur ankündigte, die EISA-Verfechter ein 32-Bit-Gegenstück zum Mikrokanal entwickelten und zu allem Überfluß Apple mit Preiserhöhungen von 15 bis 30 Prozent für den Mac überraschte.

Das Komitee moniert, daß EISA keine gemeinsame Bus-Spezifikationen für Speicherkarten enthält. Statt dessen entwickle jeder Hersteller sein eigenes Memory-Board. Die Anwendervereinigung befürchtet, daß sich dieser Trend bei der Entwicklung von I/O-Boards für auf den Prozessor 80486 basierenden Systemen fortsetzen wird. Damit wäre dann ausgeschlossen, so Brian Livingston, Vorsitzender der Vereinigung, daß EISA-Maschinen wie auch MCA-Boards untereinander kommunizieren können.

Livingston zeigt sich über diese Entwicklung sehr verärgert: "Die Hersteller ignorieren wichtige Kriterien wie Standards und Kompatibilität. Stattdessen entwickeln sie Proprietary Systems, um sich einen Vorteil im Rennen um Anteile im 80486-Markt zu verschaffen." Es sei nicht im geringsten gerechtfertigt, daß man versuche, den Anwendern herstellereigene Standards aufzudrücken. Im Gegenteil: Die Hersteller hätten sich nach den Anfordernissen und Wünschen der Anwender zu richten. Die Anwendervertreter sehen die PC-Welt noch in einem gesetzeslosen Zustand verharrend, wogegen sie mit allen Mitteln kämpfen wollen.