Die tarifliche Arbeitszeit in Deutschland liegt im Durchschnitt bei 37,7 Stunden. Die tatsächliche Arbeitszeit der Vollbeschäftigten hierzulande beträgt nach einer Erhebung der Europäischen Union aber 39,9 Stunden und liegt damit nur knapp unter der europäischen 40-Stunden-Marke. Doch längere Arbeitszeiten bedeuten keineswegs eine höhere Arbeitsproduktivität.
Während Beschäftigte in Großbritannien wöchentlich rund 43,3 Stunden am Arbeitsplatz verbringen, beträgt ihre Arbeitsproduktivität je geleistete Arbeitsstunde nur 85,5 Euro. Dagegen erwirtschaften deutsche Arbeitskräfte 106,8 Euro, so die Berechnungen von Eurostat, dem Statistikamt der Europäischen Union.
Steffen Lehndorff, Forschungsdirektor am Institut Arbeit und Technik (IAT) in Gelsenkirchen, hat dafür eine Erklärung: "Kurze Arbeitszeiten wirken als Produktivitätspeitsche, weil sie die Phantasie anregen, wie in knapper Zeit besser gearbeitet werden kann.
Lange Arbeitszeiten dagegen führen eher dazu, dass Manager zu Denkfaulheit verleitet werden und zu der trügerischen Illusion, sie könnten ihre Marktposition durch eine Lohnkostenkonkurrenz mit Niedriglohnländern sichern".