40-Millionen-Dollar-Programm für Supercomputer-Vorstoß:Big Blue bandelt mit Europas Unis an

04.12.1987

PARIS (CW) - Der größte DV-Hersteller der Welt will auch im teuersten Marktsegment die Oberhand gewinnen - bei den Supercomputern. Um sich gegen den bisherigen Marktführer Cray und die anderen Spezialisten durchsetzen zu können, macht die IBM-Europazentrale in den nächsten zwei Jahren 40 Millionen Dollar locker: Sieben Universitäten und Großforschungseinrichtungen sollen eng mit Big Blue kooperieren.

Mit einer Investition, die nicht einmal ein halbes Prozent des weltweiten Konzernetats für Forschung und Entwicklung verschlingt, sichert sich die IBM engen Kontakt zu Instituten, die in der wissenschaftlichen Szene Europas Schlüsselstellungen einnehmen. Zu den vorerst fünf, bald wahrscheinlich sieben Haupt-Kooperationspartnern werden Einrichtungen zählen wie das Centre for European Research into Nucleonics (CERN) in Genf oder das Centre National Universitaire Sud de Calcul (CNUSC), das direkt vor dem Werkstor der IBM France in Montpellier liegt. Auch die Technische Hochschule Aachen (RWTH) soll Interesse bekundet haben.

Alte Welt soll weiterhin wettbewerbsfähig bleiben

Big Blue stellt im Rahmen des Programms Fachpersonal und Geräte zur Verfügung: Mainframes und Vektorprozessoreinrichtungen für die Entwicklung von Parallelrechner-Software. Einem offiziellen Statement des Konzerns zufolge ist das Ziel der Aktion, sicherzustellen, daß die Alte Welt gegenüber den USA wettbewerbsfähig bleibt. Vorbild für diese Aktion seien, so die IBM, amerikanische Zentren der National Science Foundation, in denen Wissenschaftler in "Supercomputing" trainiert werden. Nach US-Vorbild sollen die universitären Forscher im Gegenzug für die materielle Unterstützung Entwicklungsarbeiten für den Hardwarehersteller leisten. Zusätzlich zu den Partnerschaften mit den Hochschulen und Instituten, an denen der DV-Gigant sogenannte Supercomputer-Kompetenzzentren einrichten will, plant die IBM, über 25 weitere europäische Bildungs- und Forschungseinrichtungen mit Vektorprozessoren zu versorgen.

Kritiker glauben allerdings, in der Aktion, die dem bescheidenen Finanzrahmen zum Trotz als größtes europaweites Kooperationsprogramm zwischen Universitäten und DV-Industrie gilt, das Gegenteil dessen zu erkennen, was IBM-Europachef Michael Armstrong darin sehen will. Nicht die Wettbewerbsfähigkeit Europas gelte es zu stärken, sondern den Einfluß des Konzerns auch dort sicherzustellen, wo er bisher recht schwach war.