IBM versucht Informationslecks zu stopfen, aber:

3X-Nachfolger wird immer deutlicher sichtbar

08.05.1987

MÜNCHEN (CW) - Der Nachfolger des IBM-Systems /38 wird ungefähr die Leistung der 3090/200 bringen. Diese Vermutung publiziert der britische Brancheninformationsdienst Computergram in seiner jüngsten Ausgabe.

Auf beiden Seiten des Atlantiks, so Computergram, ist IBM hektisch damit beschäftigt, die Lecks abzudichten, aus denen Informationen über den bald fälligen Nachfolger der Systemfamilie /36 /38 nach außen dringen. Bei Erkundigungen in der Szene fand das Blatt die Insider ungewöhnlich verschlossen.

Die Spekulationen um die Folgeserie, die derzeit unter der Codebezeichnung Silverlake in Rochester (USA) entwickelt wird, führen dazu, daß die User mit einer eventuellen Anschaffung warten, bis die neuen Maschinen auf dem Markt sind. Daher vergattert Big Blue jede beteiligte Kraft zum Stillschweigen hinsichtlich dieses heißen Eisens.

Mitten in diese Ruhe vor dem Sturm hinein hat nun ein US-Unternehmen namens ADM den Stand der Entwicklung ausgeplaudert. Den ADM-Angaben zufolge sind die Maschinen zu Beginn des nächsten Jahres serienreif. ADM liebäugelt mit einer Rack-montierten Version des Systems /38, die unter der Systemsoftware "Control Program Facility" auch das "System Support Facility" der /36 emuliert; diese Fähigkeit sollen jedoch auch noch andere /38-Versionen besitzen.

Von den Silverlake-Maschinen wird erwartet, daß sie die neuen, für die /38er konzipierten Festplatten 9332 und 9335 unterstützen, ebenso wie die 3480-Kassettenlaufwerke. Unterdessen befindet sich angeblich in den IBM-Labors bereits eine optische Platte für mittelgroße Systeme in der Entwicklung. Größere Bedeutung mißt Computergram der für alle oder einige Typen der neuen Familie vorgesehenen Kanalverbindung bei, deren Geschwindigkeit das Blatt auf etwa fünf Megabit pro Sekunde schätzt und die Silverlake-Rechner untereinander verbinden soll - oder auch mit 9370-Computern, die dann im gleichen Rack zu montieren seien. Damit realisiere IBM die ursprüngliche Idee des Silverlake-Projektes in einer vereinfachten Form, nämlich die Kombination der /38 mit der 4300.

Viele Kenner erwarten darüber hinaus ein neues Spitzenmodell der Serie /38, das das Modell 700 in dieser Funktion ablösen wird. Gemunkelt wird von Hauptspeicherkapazitäten von 64 oder 128 Megabyte - schließlich muß IBM mehr Einsatzgebiete für seine 1-MB-Speicherchips finden, um die Produktionsanlagen in Schwung zu halten. Auch Erweiterungen für das System /36 können sich die Branchengurus vorstellen.

Die Silverlake-Familie jedenfalls soll so weit ausgebaut werden, daß sie die Leistungsfähigkeit der 3090/200 erreicht. Damit erwiese sich das Vertrauen derjenigen als gerechtfertigt, welche der /38 und ihrer integrierten relationalen Datenbank mehr Fähigkeiten zur Transaktionsverarbeitung zutrauen, als von einem System 370 mit DB2 jemals erwartet sein kann.