Kein gemeinsames Unternehmen für Sprach-Daten-Integration

3Com und Siemens begraben ihre Joint-venture-Pläne

03.09.1999
FRAMINGHAM (IDG) - Aus dem geplanten gemeinsamen Unternehmen von 3Com und Siemens zur Entwicklung von Produkten für die Integration von Sprache und Daten wird nichts. Statt dessen wollen beide Hersteller ihre bestehende Kooperation ausbauen.

Eigentlich hatten 3Com und Siemens gehofft, mit dem Joint-venture im boomenden Markt der Sprach-Daten-Konvergenz mithalten und Playern wie Nortel, Cisco oder Lucent Technologies Paroli bieten zu können. Im März benannten sie sogar schon den General-Manager und die Vorstandsmitglieder - jetzt wollen sie statt einer gemeinsamen Firma in den USA auf verstärkte Kooperation setzen.

Die Entscheidung, das Joint-venture zu kippen, ist laut Aussagen der beiden Hersteller schon im Juli gefällt worden. Unter anderem hätten sich abzeichnende höhere Kosten mit zu dem Entschluß geführt. Ursprünglich wollten die Unternehmen 100 Millionen Dollar investieren, um zusammen LAN-Telefonie-Produkte zu entwickeln.

Die Pläne für ein gemeinsames Unternehmen standen schon seit längerem unter keinem guten Stern: 3Com schluckte Anfang März 1999 NBX Corp., einen Hersteller von Produkten zum Telefonieren über Datennetze - genau dem Bereich, in dem das Unternehmen mit Siemens zusammenarbeiten wollte. Kurz darauf gründete der deutsche IT-Konzern das US-Tochterunternehmen Unisphere Solutions Inc., das ebenfalls auf die Integration von Sprache und Daten auf Basis des Internet Protocol (IP) abzielen sollte. Auch wenn Janice Roberts, Senior Vice-President Marketing und Business Development bei 3Com, auf der CeBIT noch beteuerte, Siemens und 3Com könnten "gemeinsam sehr effektiv" sein und hätten über ihre Allianz "die für den Erfolg am Markt notwendige Dynamik" ohne die Last eines Mergers - richtig überzeugen konnte die Managerin damit nicht.

Von seiten des Herstellers heißt es nunmehr, die zwischen den beiden Firmen vereinbarte Vertriebspartnerschaft könne auch auf gemeinsame Entwicklungen im Bereich von Sprach-Daten-Lösungen für Carrier und andere Unternehmen ausgedehnt werden. Dies sei "völlig ausreichend", um die gesteckten Ziele zu erreichen. Daher wolle man die Pläne eines Joint-ventures nicht weiter verfolgen.